Ken Jebsen verlässt Deutschland – und nicht nur der journalistische Tod wird zur neuen Kategorie

Berlin | analogo.de – Ken Jebsen verlässt Deutschland. Nicht nur weil die Pressefreiheit in Deutschland tot ist, so Jebsen, sondern weil seine Kinder aus Sicherheitsgründen gezwungen waren, die Stadt zu verlassen. Ein Tiefpunkt der politischen Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland. Während die Antifa landesweit Demonstranten angreift und bis nach Hause nachstellt, Hauseingänge mit Farbe beschmiert bis die Vermieter der Zielperson kündigen, vor Parlamenten ungeschoren Politiker angreift, SPD-Politiker Andersdenkenden wesentliche Lebensgrundlagen entziehen, Medienanstalten wie ZDF oder SWR ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen weil sie die falsche Meinung haben, während die öffentlich-rechtlichen Medien überwiegend Staatspropaganda kommunizieren, solange ist die Lebensgrundlage für frei denkende und unabhängig schreibende Journalisten in Deutschland erloschen. Die fast einwöchige Sperrung des YouTube-Berichtes von Boris Reitschuster zur letzten Stuttgart-Demonstration ist ein weitere Erklärung, warum der Journalismus in Deutschland tot ist.

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Noch bis vor kurzem führte der Journalist Ken Jebsen den größten unabhängigen Medienkanal in Deutschland. Bis die Google-Tochter YouTube ihn vom Netz nahm, ebenso wie der Kanal zuvor viele andere Journalisten und YouTuber wie Bodo Schickentanz sperrte. Die Europäische Union und Deutschland hatten einen solchen Druck auf Google ausgeübt, dass YouTube regierungskritische Medien freiwillig vom Netz nahm, sobald sie erfolgreich wurden. analogo.de braucht sich da keine Sorgen zu machen, denn das Portal ist nur eine relativ unbedeutende Webseite.

Nach der Sperrung von KenFM wurde Boris Reitschuster zum neuen Star am Freien Medien-Himmel. Und schon bläst ihm der Gegenwind ins Gesicht. Dieser Gegenwind bewirkt, dass gewisse Kräfte versuchen, jegliches physische und netzbasierte Auftreten im Keim zu ersticken. „Keinen Platz einzuräumen“, so nennen es die Diktatoren und Diktaturversteher.

Die Zeiten, sich gegen eine Diktatur aufzulehnen, sind vorbei. Der Gebrauch von Waffen gegen allseits umherschlagende Polizeikräfte in Deutschland war vielleicht im 19. Jahrhundert ein Weg, sich gegen Unterdrücker aufzulehnen. Heute geht man ins Ausland, ins Exil, so wie früher Heinrich Heine, Albert Einstein, Bertolt Brecht, Erich Maria Remarque, Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, Anna Seghers, Kurt Tucholsky, you name it. Man stöbere durch die Wikipedia-Liste berühmter deutscher Exilanten.

Genau wie Russen lassen sich Deutsche gerne unterdrücken. Den Menschen in der DDR und in Russland war es nicht erlaubt, den Ostblock zu verlassen. Die erste deutsche Revolution wird nie und nimmer geschehen, sie ist nicht die Sache der Deutschen. Daran ändert auch Albrecht Müllers Buch „Die Revolution ist fällig, aber sie ist verboten“ nichts.

Also überschüttet die Legislative das Volk mit immer mehr Gesetzen, die keiner überblickt. Die Judikative ertrinkt weiter in immer mehr Arbeit (weil es mit mehr Gesetzen auch immer mehr zu klagen gibt) und spricht immer weniger Recht. Derweil terrorisieren Stadtverwaltungen das Volk, indem sie sich regelmäßig über geltendes Recht hinwegsetzen. Ein Beispiel: Die Stadtverwaltung von Kiel wehrte sich jüngst mit allen Mitteln, Journalisten keine Information über anstehende Demonstrationen mitzuteilen. Ebenso die Städte Rostock und Schwerin, zwei Orte im Demokratie-Neuling Mecklenburg-Vorpommern. In Kiel intervenierte die Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Marit Hansen – wegen einer Selbstverständlichkeit, sollte man meinen. Die Information wurde schließlich doch geleistet, aber Demokratieverständnis und -system hinter der Information: Kaputt.

In Deutschland warten derzeit tausende Klagen von Journalisten gegen den Staat auf ihren Verhandlungstermin. Es macht keinen Spaß mehr, Journalist zu sein, denn fast jeden Erfolg muss man sich hart erkämpfen. Auch Landesregierungen arbeiten aktiv gegen das Presserecht. Obwohl es ein Abwehrrecht gegen den Staat ist, juckt die Exekutive das Recht der Presse immer weniger. Wie oft behindern Polizisten die Arbeit von Journalisten bei der Arbeit? Weil Polizisten eine Waffe tragen und Journalisten keine Waffe tragen, lassen Erstere Letztere immer mehr an der langen Hand verhungern.

Wer als Journalist Informationen erfragt, bekommt entweder keine Antwort und eine so aussagearme Information, dass man gefühlt jedes Mal eine investigative Recherche anknüpfen muss. Investigative Recherchen brauchen sehr viel Zeit, wenn man zum Beispiel unter Pseudonym auftritt, vor Ort unangemeldet in den Büros oder vor den Gebäuden der Stadtverwaltung auftaucht, um die Mitarbeiter zu befragen, und eben nicht ihre manipulierenden Pressesprecher.

Auch nicht schlauer wird, wer als Journalist bei Staatsanwaltschaften zu laufenden Ermittlungen nachfragt. Es wird gebunkert, was geht, Informationen zurückgehalten, getäuscht, ausgesessen, die Exekutive betrügt und belügt die Öffentlichkeit tausende Male am Tag. Nicht umsonst sind die Zeitungen und Webseiten voller Skandale. Auch wenn der Staat derzeit noch die Versorgung mit Trinkwasser und Abfallabfuhr sichert, er betrügt und lügt – zumeist ungesühnt. Die Wasserversorgung funktioniert auch in Diktaturen, sie ist kein Wesensmerkmal von Demokratien.

Man betrachte sich etwa die jüngsten Korruptionsfälle in CDU und CSU, die zwei großen Regierungsparteien Deutschlands räkeln sich wie eh und je im stinkenden Sumpf der Korruption. Vom Ehrenwort des korrupten Bundeskanzlers Helmut Kohl bis zur Ehrenerklärung der aktuellen CDU/CSU Bundestagsfraktion, ein Ende auch hier nicht in Sicht.

Staatliche Ämter betrügen das Volk am laufenden Band, so die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), in deren Haus sich eine nicht geringe Anzahl Mitarbeiter an Wirecard-Aktien bereicherte, während sie ihre Aufsichtsfunktion gegen Wirecard gen Null runterfuhr. Oder das Kraftfahrtbundesamt, das beim Dieselskandal mit betrügerischen Autokonzernen gemeinsame Sache machte, und Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Mitarbeiter einfach nicht ausführte.

Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort griffen die Menschen zur Waffe, um dem Treiben ein Ende zu setzen, sprich zu revoltieren. Das zeigt die Geschichte. Solcherart dürfte in Deutschland zu erwarten sein, wenn die Menschen wieder einmal nichts zu essen haben, wenn der Staat bankrott ist und auch die Tafeln die Lücken nicht mehr füllen können.

Wenn der Staat Andersdenkende vor die Türe setzt, arbeitlos macht, in Hartz IV drängt, Leben zerstört, müssen sich seine Vertreterinnen und Vertreter nicht wundern, wenn ihnen die Verlierer unter den Mitmenschen deutschlandweit wünschen, dass auch sie ihr Leben verlieren. Nach dem Prinzip, der Staat tötet mich, also sei es recht, wenn auch Staatsvertreter dran glauben müssen. Tit for tat.

Wohl bei keinem Ereignis haben sich Deutsche nach dem 2. Weltkrieg stärker mit dem Tod auseinandergesetzt als eben seit Anfang 2020. In den letzten 14 Monaten ist der Tod durch Corona zu einer zählbaren Kategorie geworden. Für Niemanden, so lassen sich Aussagen von Gesundheitsexperten wie Karl Lauterbach (SPD) deuten, ist der Tod  durch Covid-19 gänzlich unvermeidbar. Wurde er in Deutschland bisher tabuisiert, wird der Tod wieder zum Thema.

Anders in den USA. Die US-Amerikaner hatten nach dem 2. Weltkrieg immer wieder Kriege geführt, daher spielte hier der Tod immer eine offensichtlichere Rolle als in Deutschland. Und so wurde Deutschland nach Japan zum Land mit der zweitältesten Bevölkerung (sofern man den Median von Monaco mal außer Betracht lässt). Fast schon traditionell ist der unnatürliche Tod in den USA längst legitim. Die Vielzahl von Waffen und die praktizierte Todesstrafe sind Ausdruck dieser Legitimität.

Vielleicht kann man froh sein, dass das Leben in Deutschland bisher eine große Rolle spielte. Abstrakt gesehen, ist es natürlich völlig unerheblich, wie lange Menschen leben. Wichtiger erscheint, mit welcher Qualität sie leben. Was hat man davon, 95 Jahre alt zu werden, wenn körperliche Altersschmerzen und die Beseitigung der Grundrechte die letzten 30 Lebensjahre überschatten? Jedenfalls scheint der Tod in Deutschland wieder legitimer zu werden, nicht nur der Tod von über 80 Jährigen oder armen Mitbürgern (die eindeutig früher sterben als Reiche), sondern nun auch der unnatürliche Tod von Politikern, Polizisten und in der Regel gut versorgten Staatsangestellten aller Art.

Längst hat die Politik begonnen, die Marschrichtung zu ändern, Grundrechte abgebaut, massenweise Bürger überwacht, das Volk mit Gesetzen geknebelt, Gedanken kontrolliert, Redner mundtot gemacht, die Bürgerpolizei zu Paramilitärs hochgerüstet: Die Lebensqualität im ehemals demokratischen Deutschland hat in den letzten Jahren rapide abgenommen. Manche Menschen werden dagegen aufbegehren. Die Politik stellt sich darauf ein, indem die Länder mehr altengerechte Gefängniszellen bauen, so die Information eines Landeskriminalamt-Mitarbeiters an analogo.de. Der Mitarbeiter ist für das LKA unter anderem für den Bau von Gefängnissen zuständig.

Wer in Deutschland bleibt, wird immer wahrscheinlicher im Elend oder sogar im Gefängnis landen, das ist der Trend. Ken Jebsen fühlt sich als Journalist gejagt, und seine Familie bedroht. Dass er Deutschland verlässt, ist eine gewaltlose und zeitig kluge Reaktion auf die Entwicklung Deutschlands zum kalten Terrorstaat. Wir von analogo.de können die Entscheidung gut verstehen und wünschen Herrn Jebsen viel Glück für die Zukunft.

Ken Jebsen suchte in Deutschland die Wahrheit, und wurde verfolgt. Nun verlässt der das Land. Bildrechte: Alexas_Fotos auf Pixabay 675119_1920
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