Kriegstreiberin in Strande – Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) plant FDP-Veranstaltung im Kieler Yacht-Club (KYC)

Strande, Kiel, Berlin | analogo.de – Die seit Ende des Kalten Krieges wohl prominenteste Kriegstreiberin in Deutschland kommt nach Strande. In der Heimatortschaft ihres Parteikollegen Wolfgang Kubicki (FDP) will Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) am 31. Oktober die Trommel für ihre höchst umstrittenen Positionen rühren. Zu den Lowlights der letzten Monate gehörte ihre Forderung von umgehenden und sofortigen Lieferungen schwerer Waffen an die Ukraine. Eine Mehrheit der Deutschen hat Angst davor, dass Deutschland tiefer in den Krieg gezogen wird. Was macht da die Grand Dame der Kriegsrhetorik im Deutschland des Jahres 2022 in einem kleinen schleswig-holsteinischen Nest von gerade einmal 1.500 Seelen? Eine Spurensuche führt in die benachbarte Großstadt Kiel und zur Parteipolitik.

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Der Talk am Meer soll ab 17.30 Uhr im Kieler Yacht-Club (KYC) stattfinden. Der Vortrag von MASZ hat in vielerlei Hinsicht ein Geschmäckle. Das liegt sicher nicht nur an dem Akronym MASZ, das in der „Branche“ auch für militärisch gesicherte Luftsicherheitszonen (engl. Military Air Safety Zone) steht.

Die Nähe zu ihrem einflussreichen Parteifreund und Bundestagsvizepräsidenten ist offensichtlich. Wolfgang Kubicki wohnt quasi um die Ecke des Yachtclubs. Außerdem wohnt in Strande eine weitere Bundestagsabgeordnete der FDP, die zuvor stellvertretendes Mitglied im Bundestagsverteidigungsausschuss war: Christine Aschenberg-Dugnus (CAD). Eben diesem Bundestagsverteidigungsausschuss sitzt MASZ derzeit vor.

Vor der Kieler Förde, genauer an der Mündung der Kieler Förde in die Ostsee, da liegt die Ortschaft Strande. Das nahe gelegene Kiel avanciert derzeit wieder zu alter Größe, was ihre Rolle als Zentrum deutscher Kriegsführung betrifft. Nicht umsonst wurde ein Großteil der Stadt im zweiten Weltkrieg zu Staub und Asche bombardiert.

Was zu Kaiserzeiten ein Reichskriegshafen war, ist heute die wieder strategisch wichtige Anlaufstelle des Kieler Marinestützpunktes für ostsee-orientierte Kriegsschiffe. Alljährlich protzen während der NATO-Baltops-Manöver graue Kriegsriesen der Meere an dessen Molen.

In der Herstellung von Kriegstechnik ist die Hauptstadt Schleswig-Holsteins deutschlandweit spitze. Hier tummelt sich die Szene deutscher Kriegskunst. Tiefer hinein in die Kieler Förde werden allerhand Kriegsschiffe nicht nur gewartet, sondern gebaut. Was die Stadt Braunschweig für die Landwirtschaft Deutschlands ist, ist Kiel für die Kriegswirtschaft. Hier entstehen derzeit die von Korruptionswassern umtosten U-Boote für Israel. Drei Milliarden Euro will Israel an den Kriegsmaterialhersteller ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) zahlen.

Gegenüber der Kieler Innenstadt thronen die Kräne von German Naval Yards, mit 426 Metern Länge eines der größten Trockendocks Europas. Der Kriegsmaterialhersteller fertigt hier Fregatten, Korvetten und Patrouillenschiffe.

Unweit der Kieler Marinebasis tummeln sich namhafte Hersteller von Kriegsgerät wie zum Beispiel der französische Rüstungskonzern Thales. Ohne Thales Deutschland seien die Soldaten der Bundeswehr in internationalen Einsätzen ohne Schutz vor Bedrohungen durch Raketen, Artillerie und Mörser, so heißt es im Originalton von Thales.

Nicht weit vom Stützpunkt Thales bastelt der US-amerikanische Rüstungskonzern Raytheon Anschütz. Und nur wenige Minuten weiter inland trifft der Spurensucher auf die Kriegswaffenschmiede von Rheinmetall. Das Betriebsgelände gleicht einer Festung.

Tausende Kieler leben vom Krieg und täglich werden es mehr. Die Bundeskoaltion aus SPD, Grünen und eben der FDP hat die Streitkräfte mit 100 Milliarden Euros Frischgeld versorgt. Die Auftragsbücher der oben genannten Firmen schreiben Rekordzahlen. In dieser Situation führt es MASZ geradezu organisch in die Kieler Gegend.

In Strande dürfte Strack-Zimmermann wieder allerhand russophober Rhetorik mit im Gepäck haben. Seit dem zweiten Weltkrieg hat sich wohl kaum ein deutscher Politiker so auf den Krieg eingeschossen wie sie. Auch wenn MASZs Rhetorik in ungezählten Auftritten der Regierungspropagandakanäle ARD und ZDF singulär gegen Russland gerichtet ist, so ist sie stillschweigend pro-amerikanisch.

Dabei ist der Krieg in der Ukraine ist ein klarer Proxy-Krieg, bei dem die armen Menschen in der Ukraine an Stelle US-amerikanischer Soldaten verheizt werden. Alles was es dafür im Vorfeld brauchte, war die ideologisierende Ermutigung ans Volk, ein Recht auf eine eigene Nation zu haben. Also nicht so wie im Falle Kataloniens, dem die USA bei ihrem Unabhängigkeitsbestreben vor fünf Jahren eben nicht zur Seite standen, wonach niemand ein Problem damit hatte, dass zigtausende spanische Bewaffnete den nationalistischen Keim mit Gewalt erstickten.

Nein, MASZ braucht die USA nicht zu erwähnen. De facto vertritt sie dessen geopolitischen Ziele an allen Ecken und Enden. So zum Beispiel als Vizepräsidentin der Deutschen Atlantischen Gesellschaft. Ihr Parteifreund und FDP Vorsitzender Christian Lindner als Mitglied der Atlantik-Brücke dürfte sie mit den notwendigen amerikanischen Machtquanten versorgen, während Parteikollegin Linda Teuteberg an Bilderberg-Treffen nahe dem CIA-Hauptquartier teilnimmt.

Seit dem Votum des Deutschen Bundestages nimmt die Ausweitung des Russland-Ukraine-Krieges auf deutsches Territorium in bahnbrechendem Tempo zu. Mit der Lieferung schwerer Waffen würde Deutschland nach internationalem Recht Kriegspartei, was aus russischer Sicht die Tötung tausender Deutscher rechtfertigen dürfte. Die Gefahr läge weniger bei zu verzeichnenden Toten auf deutschem Territorium, sondern im Ausland.

Nun sollen nur 300 Kilometer von Kiel entfernt, nahe der dänischen Insel Bornholm, vier Löcher in die Gasleitung North Stream gebombt worden sein. Die Vermutung, dass nicht Russland, sondern die USA die wirtschaftliche Lebensader zwischen Russland und Deutschland gekappt hat, wurde jüngst durch die Verheimlichung der Untersuchungsergebnisse durch die Regierungen von Schweden und Deutschland untermauert. Würde das Ergebnis publik, sei das Staatswohl gefährdet.

Weitere 300 Kilometer von Bornholm entfernt liegt bereits russisches Territorium. Die Ostsee ist nicht groß, die Zündschnur kurz.

Auf der Ebene der Machtpolitik müssen sich richtungspolitische Silberrücken wie Kubicki und Strack-Zimmermann einigen, will ihre Partei auch nächstes Jahr noch mitreden. Spätestens seit dem desaströsen Abschneiden der FDP bei der Niedersachsenwahl sieht es nicht mehr gut aus für die FDP. Dass Kubicki mal nach Russland reisen will, mal für Gespräche mit Russland plädiert oder für eine Lockerung der Sanktionen ist, all das stand bislang den Positionen seiner parteilichen Amerikafreunde diametral entgegen.

Strack-Zimmermann könnte versuchen, in Strande ihren Parteifreund Kubicki einzufangen. Ob ihr dafür viel Zeit bleibt, ist fraglich. Als Präsidiumsmitglied im Förderkreis Deutsches Heer und Lobbyistin der Deutschen Wehrtechnischen Gesellschaft ist das Aufgabenspektrum breit.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann kommt nach Strande. Bildrechte: Rainer Winters

 

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