USA, Großbritannien und Deutschland stellen die Existenz von Russland in Frage

Berlin, London, Moskau, Brüssel, Washington | analogo.de – Deutschland lässt seine Muskeln spielen, die es seit Jahren praktizierter Cancel Culture antrainiert hat: Eine deutsche Firma nach der anderen bricht ihre Geschäftsbeziehungen mit Russland ab. In die gleiche Kerbe schlagen die USA und Großbritannien mit ihren Elektronik-Imperien Mastercard, Visa, Paypal, Microsoft, Apple und Facebook. Als ob eine erhebliche finanzielle Strafe nicht die Folge eines Gerichtsurteils sein müsste, beschlagnahmen London, Washington und Berlin ein russisches Vermögen nach dem anderen. Obwohl Zensur laut deutschem Grundgesetz nicht stattfindet, lässt die EU alle großen russischen Nachrichtensender verstummen (am 02. März verschwand Russian TV von Deutschlands Bildschirmen). Die Ankündigung, schon bald auch kein russisches Gas mehr zu kaufen, vollendet die totale Austrockung des größten Landes der Erde und des wichtigsten Bindegliedes zwischen Europa und Asien. Wie zuvor im Iran und auf Kuba, entfalten die als „Sanktionen“ bezeichneten Kriegsmaßnahmen ihre Wirkung auf die einfachen Leute in Russland.

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Längst sind die Reaktionen in Deutschland nicht mehr nur politischer Art. Laut Umfrageergebnissen sehen bis zu 80 Prozent der Bevölkerung die Maßnahmen Deutschlands gegen Russland als berechtigt an. Damit lässt auch die Volksseele Deutschlands ihre historische Russophobie aufleben. Das Ziel der Deutschen: Russen keinen Platz einzuräumen, ihnen das Einkommen verweigern, Flüge streichen, Russland und ihre Bewohner an den Rand der Existenz bringen.

In der Konsequenz bedeutet dies, den Tod nicht nur von Russen, sondern des Staates Russland herbeizuführen. Deutschland, Großbritannien und die USA stellen die Existenz von Russland in Frage.

Von der schwarmgetriebenen Cancel Culture des Westens getrieben, erwägt der britische Premierminister Boris Johnson nun militärische Mittel, um Russland in der Ukraine zu bekämpfen. Anstatt den Frieden herbeizuführen, indem sich die Ukraine einfach ergibt, und damit weiteres Blutvergießen adhoc vermeiden würde, gießen westliche Politiker immer mehr Öl ins Feuer.

Russland reagiert. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, sagt in London, Russland werde die Lieferung britischer Waffen an das Kiewer Regime nicht vergessen. Die Sanktionshysterie, bei der London eine der Hauptrollen spiele, wenn nicht sogar die Hauptrolle spiele, lasse Russland keine andere Wahl, als verhältnismäßig harte Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. London habe sich endgültig für die offene Konfrontation mit Russland entschieden. Eine solche Entwicklung überzeuge Russland einmal mehr, dass Russophobie und das Ziel, den russischen Staat zu untergraben, integrale Bestandteile der britischen Außenpolitik seien.

Russlands Diktator Putin fügte letzte Woche aus, Moskau habe seine nukleare Abschreckung in Alarmbereitschaft versetzt. Vorgestern sagte Putin vor Angestellten der sanktionierten Airline Aeroflot, die Sanktionen des Westens kämen einer Kriegserklärung gleich. Sollte auch nur irgendein NATO-Staat eine Flugverbotszone über der Ukraine verhängen, würde Russland sie „in der gleichen Sekunde“ als Teilnehmer des militärischen Konflikts betrachten, und es würde keine Rolle spielen, welche Mitglieder es seien.

Eine Sekunde, ein Inch, die Toleranzen sind sehr klein. Auf amerikanischer Seite schwurbelte gestern der Außenminister der USA, Antony J. Blinken, in Gegenwart von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die NATO sei bereit sei, jeden Zoll („inch“) ihres Territoriums zu verteidigen.

Nach der deutschen Wiedervereinigung waren es schon einmal die USA, die dasselbe Längenmaß des Zolls für eine weltpolitische Aussage bemühten. Am 09. Februar 1990, also ziemlich genau vor 32 Jahren, versprachen US-Präsident George H.W. Bush und sein Außenminister James Baker III dem sowjetischen Ministerpräsidenten Michail Sergejewitsch Gorbatschow, dass sie das NATO-Militärbündnis unter Führung der USA nicht weiter ausdehnen würden, wenn die Sowjetunion ihre Truppen zurückzöge und dafür die deutsche Wiedervereinigung zuließe. Keinen Zoll nach Osten, so das Versprechen.

Wie heute jeder weiß, war das Gerede der Amerikaner weltpolitische Schwurbelei. Aber auch Korruptionskanzler Helmut Kohl (CDU), der französische Präsident François Maurice Adrien Marie Mitterrand und die britischen Premierminister Margaret Thatcher und später auch John Major gaben alle dasselbe Versprechen ab. Bush, Kohl, Thatcher und Mitterand sind lange tot. John Major lebt noch, aber von ihm hört man keine Entschuldigung. Man könnte es weltpolitische Halbwertszeit nennen.

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Unter Drohung eines atomaren Angriffs Russlands würde es die NATO nie wagen, gegen Russland direkt zu kämpfen. „Wir suchen keinen Krieg, keinen Konflikt mit Russland, aber wenn es zu einem Konflikt kommt, sind wir dazu bereit“, so Antony J. Blinken gestern in Brüssel. Auch diese Aussage muss als US-Geschwurbel gedeutet werden, trimmten die USA die Ukraine doch seit über zehn Jahren mit milliardenschweren Militärgütern auf eben diesen Krieg hin, organisierten 2014 den Regime Change in der Ukraine und stachelten den Marionettenpräsidenten Volodymyr Oleksandrovych Zelenskyy an, seine Bürger:innen wie Fischfutter im Krieg zu verheizen. Einen amerikanisierten Krieg, der es den Ukrainern schmackhaft machen soll, mit wunderbaren kostenlosen deutschen, britischen, italienischen, französischen und US-Waffen fürs Vaterland zu kämpfen.

Während der westliche Einigkeit erzeugende Wahn Ukrainer:innen tagtäglich in den Tod motiviert, wird die Fortführung der jetzigen Entwicklung zur wahrscheinlichen Auslöschung von Städten wie Berlin und London führen. Gemäß der perversen Logik von Kriegen wird der massenhafte Tod deutscher Bürgerinnen und Bürger ein verständliches Szenario. Weltpolitik ist es auch, wenn Menschen nicht immer nur im Irak, in Vietnam und Somalia sterben, sondern bei Eskalation auch wieder in Deutschland. Bei 80 Prozent Zustimmung aller Deutschen für die Ausblutung Russlands ist dieses Szenario – aus realpolitischer Perspektive – verständlich und erwartbar. Tit for tat, Deutsche wollen Russen ausbluten, na dann … Atomkraft macht bittere Rache möglich.

Deutschland, Großbritannien und die USA wollen russische fossile Energien, russische (nationale) Sicherheiten sind ihnen aber egal. Nicht einen Zoll rückte die NATO näher an Russland, sondern 412 Kilometer von Österreich aus, 365 Kilometer von Griechenland aus und satte 935 Kilometer von Deutschland aus, ja die NATO hat Russland förmlich eingekesselt. Welcher Platzhirsch lässt sich gefallen, verdrängt zu werden? Der Plan von Deutschland, Großbritannien und der USA ist eindeutig: Der Platzhirsch Russland muss weichen, das alte Russland sterben.

 

Russland sterben lassen, lautet das eigentliche Ziel der westlichen Staatengemeinschaft. Bildrechte: Pixabay User sinisamaric1 35b4f4635_1280