Whistleblower erhält 2,4 Millionen Dollar von US-amerikanischer Börsenaufsichtsbehörde SEC

Washington D.C. | analogo.de – Laut US-amerikanischer Börsenaufsichtsbehörde SEC schüttete die Behörde 2,4 Millionen US-Dollar an einen Whistleblower aus. Die Belohnung steht in einer beachtenswerten Reihe von Whistleblower-Ausschüttungen der letzten Zeit. Die United States Securities and Exchange Commission gibt an, der Whistleblower habe seine Schlüssel-Informationen rechtzeitig weitergegeben, was die Behörde in die Lage versetzte, eine Untersuchung zu initiieren. Die Fahndungaktion der Ermittlungsbehörden war von Erfolg gekrönt, das zu diesem Zeitpunkt fortlaufende Fehlverhalten konnte gestoppt werden.

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Die SEC betont, dass der Whistleblower die Behörden bei der Untersuchung lange zur Verfügung stand, so dass die Anklagepunkte der SEC bewiesen werden konnten. Jane Norberg, die Chefin des SEC Büros für Whistleblower beschrieb: „Mehrere Zeugen konnten gehört werden. Mal wieder waren es Whistleblower-Informationen, die entscheidend dazu beitrugen, der Kommission zu helfen, Verstöße aufzudecken und auf diese Weise Investoren und den Finanzmarkt besser zu schützen.“

Seit der ersten Ausschüttung im Jahre 2012 hat die SEC rund 500 Millionen Euro an 97 Personen bezahlt. Alleine in den letzten drei Wochen war dies bereits die sechste Ausschüttung. Alle Zahlungen speisen sich aus einem vom Kongress eingerichteten Anlegerschutzfonds, der vollständig durch Geldsanktionen finanziert wird, die von Verletzern des Kapitalmarktrechts an die SEC gezahlt wurden.

Getäuschte Investoren selber brauchen sich keine Gedanken zu machen, denn es ist nicht ihr Geld, was für die Belohnung von Whistleblowern verwendet wird. Whistleblower qualifizieren sich für eine Ausschüttung, wenn sie der SEC originale, zeitnahe und glaubhafte Informationen bereitstellen, die zu einer erfolgreichen Fahndung führen. Whistleblower-Belohnungen betragen zehn bis 30 Prozent des „eingesammelten“ Geldes, sofern die Sanktionen über eine Million US-Dollar umfassen.

Gemäß der Vorgaben des Dodd-Frank Acts beschützt die SEC die Vertraulichkeit von Whistleblowern und gibt keine Informationen preis, die die Identität eines Hinweisgebers aufdecken könnten. Die Behörde beschreibt ihr Whistleblower-Programm hier.

Die USA machen aus der Not eine Tugend, und lösen das Problem – wie so oft – mit Geld. Der wesentliche Unterschied für Whistleblower in Deutschland und den USA liegt darin, dass Whistleblower in Deutschland verfolgt werden, und in den USA profitieren. Dabei geht es nicht um den Profit der Whistleblower, sondern um den Nutzen, den Whistleblowern für das Gemeinwohl mehren. Das ausgezehlte Geld dient gleichzeitig dazu, das Leid von Whistleblower zu kompensieren.

Der Whistleblowing-Experte Simon Gerdemann aus Hamburg sieht die Umkehrung der Beweislast als eines der Kernelemente für das neue Gesetz: Deutschland muss bis 2021 die EU-Whistleblower-Richtlinie in nationales Recht umgewandelt haben. Bislang versumpfen die Schutzschilde für Whistleblower in einem Sammelsurium verschiedenster Gesetzesbissen in Gesetzen wie dem Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz (AGG) oder dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG). Die Einführung von Belohnungen für Whistleblower würde nicht nur die Situation von Whistleblowern erhebllich verbesser, sondern auch dem Staat Milliarden von Euros in die Taschen spülen.

Mit einem umfassenden Memorandum haben sich heute die Whistleblower-Kanzlei Kohn, Kohn & Colapinto, LLP, das National Whistleblower Center, Whistleblowing International, das European Center for Whistleblower Rights und das Webportal ANA LOGO mit spezifischen Empfehlungen an die Mitglieder des Bundestags gerichtet. Hier wird erläutert, wie die erfolgreiche Praxis in den USA ein Leuchtturmprojekt für Deutschland sein könnte.

In den letzten vier Jahren spülten die bei der Bundessteuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) lancierten Whistleblower-Berichte 2,623 Milliarden Euro in die Staatskasse, basierend auf 1.159 Fällen. Whistleblower profitierten hierbei von insgesamt von 427,86 Millionen Dollar, wobei der durchschnittlich ausgezahlte Betrag an Whistleblower bei 370.000 USD lag. Unter den Zahlern befanden sich viele Dax-Unternehmen.

Washington mit Kapitol, das Weltzentrum für echten Whistleblowerschutz. Bildrechte: User 12019 auf Pixabay 395038_1920
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