Internationaler Tag des Lichts – Quantensprunghafte Zunahme von Lichtsmog macht Menschen immer aggressiver

Berlin, Paris | analogo.de – Der Lichtsmog in Deutschland und anderswo steigt derzeit exponentiell an mit der Folge, dass Menschen immer aggressiver werden. Anlässlich des Internationalen UNESCO Welttages des Lichts fasst analogo.de brennende Themen rund um das Licht zusammen.

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Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) verspricht sich vom Tag des Lichts Widersprüchliches. Einerseits will sie Energie einsparen. Andererseits das Internet mittels lichtnutzender Glasfasernetzwerke ausbauen, und im Wissen von immer mehr benötigter Energie alternative (sprich zusätzliche) Energiequellen voranbringen. Den 16. Mai hat sie als Tag des Lichts ausgerufen, weil im Jahre 1960 an einem 16. Mai der US-Amerikaner Theodore Maiman zum ersten Mal einen Laser erfolgreich einsetzte. Vor diesem Quantensprung der Technik hatte man keine Idee, was man mit Lasern so alles anfangen kann.

Ein Quantensprung impliziert, dass zwischen zwei Zuständen eine Lücke ist, in der nichts passiert. Mit einem Quantensprung ist also ein erheblicher Fortschritt gemeint. Im physikalischen Sinne fließt Lichtenergie nicht gleichmäßig bzw. stetig, sondern in abgestuften Lichtquantenbündeln. Im übertragenden Sinne ähnelt Lichtenergie in Wesen und Form dem Wechsel von Tag und Nacht, in der sich die Zustände von Licht und Dunkelheit abwechseln.

So sehr Menschen bei Tage auf Licht angewiesen sind, so wenig nutzt es ihnen bei Nacht. Wie mit allem im Leben gibt es ein gesundes Mittelmaß an Licht, was Menschen, Tieren und auch Pflanzen gut tut. Die Dosis macht das Gift.

Im materiellen Sinn nimmt das Maß an ausgestrahltem Licht auf der Erde exponentiell zu. Die Erdbevölkerung wächst derzeit täglich um netto 180.000 Menschen bzw. eine Milliarde Menschen alle 15 Jahre. Letztes Jahr starben weltweit 74 Millionen Menschen, 140 Millionen Menschen wurden geboren, netto dazu kamen also 66 Millionen Menschen, mithin eine zusätzliche gesamte Einwohnerschaft von Thailand. Bevölkerungsprognosen rechnen auch in kommenden Jahrzehnten mit weiterhin 130 bis 140 Millionen Neugeburten pro Jahr.

Laut der Weltbank erhalten derzeit pro Tag zusätzliche 340.000 Menschen Zugang zu Elektrizität, rund 120 Millionen Menschen pro Jahr. 1990 hatten 71,5 Prozent aller Menschen auf der Erde Zugang zu Elektrizität, und 2018 waren es bereits 89,6 Prozent. Die Nutzung von Elektrizität und Licht bzw. Lichtenergie steigt nicht nur global an, sondern seltsamerweise auch in entwickelten Ländern wie Deutschland.

Gemäß der Ehrlich-Gleichung ist der Stress auf die Natur I ein Produkt der Bevölkerungszahl P, des Lebensstandards A (BSP/Bevölkerungszahl) und dem Technologiefaktor T (Technologieschäden/BSP). Geht man davon aus, dass in 40 Jahren 1,5-mal so viele Menschen leben wie heute, und sich der weltweite Lebensstandard verdreifacht, so müsste gemäß I = P x A x T und I = 1,5 x 3 x (T?) der durch technische Effizienz erreichte technische Fortschritt um den Faktor 4,5 steigen, um das Niveau des heutigen Stresses auf die Ökosphäre zu erreichen.

Das glasfaserbasierte Internet und LEDs gelten vielen als Mittel zur technischen Effizienz, die in mehrfacher Hinsicht eine Totgeburt ist. Der politisch-soziologische Denkfehler ist derselbe wie beim VW Polo-Beispiel, bei dem VW Polo-Besitzer mit ihrem VW Polo weitere Strecken fahren, weil ihr neues Auto jetzt nur drei Liter Benzin pro 100 Kilometer Fahrstrecke verbraucht. Das Licht-Analogon zum VW Polo-Beispiel ist die Leuchtdiode bzw. die LED. Die Nutzung von LEDs unterliegen diesem Denkfehler, der viele Namen hat: Rebound-Effekt, Jevons-Paradox oder auch Khazzoom-Brookes Postulat. Landauf landab nimmt die Zahl von LEDs zu, obwohl sie in Summe weitaus mehr Nachteile als Vorteile mit sich bringen. Nachteil Nummer 1 ist die steigende Lichtverschmutzung bzw. der steigende Lichtsmog.

Wie ein Leser analogo.de schreibt, sind die Mittelgebirge Eifel und Hunsrück jetzt auch aus dem Weltall zu sehen. Viele kleine, beschauliche Dörfer in der Eifel und im Hunsrück würden nun auf LED setzen. Die biedermeierischen Einsatzmöglichkeiten sind zahlreich. Das Flutlicht auf dem eigenen Rasen ermöglicht nicht nur die nächtliche Freude am schimmernden Garten, sondern auch diverse Rachegelüste an Nachbarn. Mangels behördlicher Sanktionierungen sprießen LED-Lampions wie Spargel aus ländlichen Gärten. Kaum läuft eine Katze durch Nachbars Garten, flutet der Bewegungsmelder Nachbars und den eigenen Garten gleich mit. Die Folge: Zigtausende Nachbarn können nicht mehr ordentlich schlafen. Aus dem Bundesimmissionsschutzgesetz leitet sich zwar ab, dass Lichtimmissionen nicht immer hinzunehmen sind. Aber eine Plage sei es, mangels Nachbars Verständnis den Rechtsweg einschlagen zu müssen.

Anstatt ihre eigene Nachtsichtfähigkeit zu trainieren, bewaffnen sich immer mehr Bürger auf ihrem Abendspaziergang mit einer LED-betriebenen Taschenlampe. Zigtausende Spaziergänger werden so tagein abendaus geblendet. Kaum ist man auf dem Nachhauseweg dem eiskalt-blauen Scheinwerferblendlicht neuer Audis, Volkswagen und BMWs entkommen, verstärkt giftiges Freizeitverhalten den lichtinduzierten Stress beim Spaziergang im Dämmerlicht. Im selben Dämmerlicht blenden Fahrradfahrer mit ihren LEDs entgegenkommende Fußgänger und andere Fahrradfahrer. Die dunkle Seite der hellen LEDs ist die Erzeugung von permanentem Stress.

In Europa gibt es regelrechte Stresszentren. Dazu gehören Holland und Belgien, Norditalien, die Westküste Portugals und natürlich Städte. Madrid, Paris, London, Barcelona, Berlin und Hamburg. Lichtsmogzentren sind auch die Rheinschiene mit ihren vielen Siedlungen, die Region Schlesien und der Raum zwischen Edinburgh und Glasgow. Die NASA veröffentlicht dazu gute Übersichten.

Rund acht Prozent aller elektrischen Energie geht mittlerweile für künstliche Außenbeleuchtungen drauf. Dabei zeigen weltweit hunderte Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten, dass in den G20-Ländern ohne weiteres jede zweite Straßenlaterne dauerhaft ausgeschaltet werden könnte. Dasselbe gilt übrigens für Neubausiedlungen, die in Deutschland flächendeckend aus dem Boden sprießen.

Neben der Einsparung von Energie spricht noch sehr viel mehr für weniger Licht. Ein Hinweis geben Polizeistatistiken. Bei Vollmond hat die Polizei oft deutlich mehr zu tun, ebenso an Tagen mit prallem Sonnenlicht. Bei starker Sonneneinstrahlung im Frühling und Sommer werden Menschen aggressiver, was sich immer stärker auch im Straßenverkehr zeigt. Immer mehr Licht in der Nacht sorgt weder für mehr Sicherheit und erst recht nicht für mehr Gesundheit.

Gesundheitlich beeinträchtigt werden auch Pflanzen durch Lichtsmog. Der Förster und Buchautor Peter Wohlleben hat eindrücklich die Wirkung von nächtlichem Lichtstress in Städten auf Bäume beschrieben. Eine von Wohllebens Forschungsergebnissen lässt aufhorchen: Bäume haben Kontakt untereinander, und zwar über elektrische Signale, die den Boden wie ein Glasfasernetz durchdringen. Wer hätte das gedacht? Bäume – wie Menschen – stellen ein elektrisches Netzwerk dar, und beide werden durch künstliches Licht krank.

Der Psychologe Carl Gustav Jung würde sagen: „Wir brauchen mehr Verständnis für die menschliche Natur, denn die einzige wirkliche Gefahr, die es gibt, ist der Mensch selbst.“

Lichtverschmutzung in Städten – Bildrechte: Pixabay user jameswheeler 2297210_1920
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