Washington D.C., Berlin, Brüssel | analogo.de – Der Whistleblower Summit und das dazugehörige Film Festival finden ab morgen bereits zum neunten Mal statt. Das Washington Event beschreibt sich als Schnittpunkt von Recht, Journalismus, Kultur und Unterhaltung. Regelmäßig findet das Festival rund um den National Whistleblower Appreciation Day statt, welcher in den USA seit 2018 der 30. Juli ist. Aufgrund Covid-19 finden vor allem interaktive Online-Veranstaltungen statt.
Das Programm ist wie in jedem Jahr ehrgeizig: Im Stundenturnus tauschen sich Fachleute zum Thema Whistleblowing aus. Am kommenden Donnerstag, den 30. Juli 2020 wird um 16 Uhr (MEZ) eine Panel Diskussion mit dem Herausgeber von analogo.de gesendet. Das Thema der Talkrunde lautet: Ist Europa bereit, zivile Verbrechensbekämpfer zu schützen (Is Europe Ready To Protect Citizen Crime-Fighters)?
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In den USA wird sehr wohl beobachtet, wie sich Europa bei der Durchsetzung grundsätzlicher Menschenrechte aufstellt, wenn es darum geht, angegriffene Menschen zu schützen, die auf Unrecht hinwiesen. Die Verbindungen von Europa und den USA sind mannigfaltig, eine fortwährende Annährung der Kulturen daher naheliegend. Korruption im Bankensektor führt regelmäßig zur millionenschweren Zahlung von Strafgeldern. Edward Snowdens Enthüllungen legten offen, wie eng die Geheimdienste der westlichen Länder zusammenarbeiten, um ihre Bürgerinnen und Bürger gründlich auszuspähen.
Die USA rufen regelmäßig nach mehr Beteiligung europäischer Staaten bei internationalen Kriegseinsätzen. Handelsabkommen wie TTIP sehen die Einführung geheimer Gerichtsbarkeiten vor. Allesamt Anlässe für die Beteiligten, den Pfad der Gesetzestreue zu verlassen. Whistleblower weisen unter Hinnahme persönlicher Nachteile auf die Missstände hin. In einem Wettstreit ungleicher Kräfte arbeiten finanzstarke Organisationen nicht selten auf die totale Zerstörung des Whistleblowers hin. Obwohl die LINKE schon spätestens seit 2011 einen besseren Schutz für Whistleblower fordert, regte sich erst acht Jahre später in der EU „Freude am Schützen“.
Während Deutschland bis Ende nächsten Jahres die neue EU-Richtlinie 2019/1937 in deutsches Recht umgesetzt haben muss, nämlich Personen zu schützen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden, wird bereits an der Weiterentwicklung des EU-Rechts gearbeitet. Nur allzu sündhaft sind die Vorgänge in Europas Finanz-, Wirtschafts- und Politiketagen. In Deutschland und anderswo werden derzeit Verfehlungen im Polizeiapparat deutlich. Mit dem 9. Whistleblower Summit und Film Festival setzen die USA neue fachliche Standards.
Die Panel-Themen des diesjährigen Summits sind:
- Fighting For Your Rights When You Have No Rights
- COVID-19 Whistleblower and OSHA
- Korea’s Whistleblower Reward Law
- Working With The Office of Special Counsel
- Being a Whistleblower Lawyer
- Guardianship Panel
- USDA Coalition of Minority Employees Summit Panel
- The Origin of the term Whistleblower
- How to Get a Jury Trial as a Federal Employee
- Working with the US Congress Panel
- Tax Whistleblowing and Offshore Accounts
- International Whistleblowing
- Is Europe Ready To Protect Citizen Crime-Fighters
- The Garcetti Trap: Police Department Whistleblowing
- COVID-19 and Patients in Medicine
- Whistleblowing and the Trauma on Service Members
- Telling Stories (Almost too Big to Hear)
Der komplette Festival-Kalender ist hier abrufbar. Die großen Talkrunden werden moderiert von:
Robert Jackson, Professor an der New York University Law School, früherer Commissioner der U.S. Securities and Exchange Commission
Donna Boehme, Principal bei Compliance Strategists LLC
Stephen Kohn, Gründungspartner von Kohn, Kohn & Colapinto und Mitgründer und Vorsitzender des National Whistleblower Centers
Mark Toney, Direktor des National Whistleblower Centers, Executive Director des Utility Reform Networks
Die Paneldiskussion „Is Europe Ready To Protect Citizen Crime-Fighters?“ moderiert Mark Worth, Mitglied der UN Expert Group on Whistleblowing und Gründer von Whistleblowing International, dem European Center for Whistleblower Rights und der Southeast Europe Coalition on Whistleblower Protection.
Diskussionsteilnehmer sind
• Wendy Addison, Gründerin von SpeakOut, SpeakUp (Großbritannien). Eine frühere Whistleblowerin, die finanziellen Betrug von zwei CEOs der Firma LeisureNet offenlegte. LeisureNet ist eine große Fitnesscenterfirma in Südafrika. Die beiden Vorsitzenden der Firma büßten 19 Monate im Gefängnis. Addison erhielt Todesdrohungen und zog nach Großbritannien, wo sie von Sozialhilfe lebte. Seitdem avancierte Addison zu einer gesuchten Rednerin und Beraterin, vor allem für große international agierende Firmen. SpeakOut, SpeakUp ist eine unabhängige Gruppe zur Unterstützung und Rechtsberatung von Whistleblowern.
• Michal Pleticha, Gründer von WBcz (Tschechien). Gründer von Tschechiens einziger unabhängiger Unterstützerorganisation, die Whistleblowerhinweise erhält und zwecks Berichterstattung nachrecherchiert. WBcz berät Angestellte und Bürger. Pleticha arbeitet seit langem als Beamter für das Büro der Tschechischen Obersten Kontrollkammer. Er schreibt häufig über europäische Whistleblowing- und Datenschutzthemen.
• Rainer Winters, Gründer von ANA LOGO (Deutschland). Gründer von einem von Deutschlands führenden unabhängigen Informations- und Nachrichtenportal. Er wurde von der Deutschen Bank belästigt, nachdem er eine zugespielte Kopie der internen Bankrichtlinie zum Whistleblowing veröffentlichte, die Bestimmungen beinhaltete, nach denen Angestellten der Bank gekündigt werden konnte.