Frankfurt | analogo.de – Der Lufthansa-Konzern zeigt sich von den jüngsten Einreisebeschränkungen in die USA bisher unbeeindruckt. Das ergab eine aktuelle Anfrage von analogo.de. Der Pressesprecher der Lufthansa Group, Michael Lamberty, teilte analogo.de mit, dass die möglichen finanziellen Auswirkungen für Lufthansa und ihre Konzerntöchter Austrian und SWISS Airlines zu vernachlässigen seien. Denn die USA hätten ja nur 109 betroffene Reisende nicht ins Land gelassen. Die theoretisch denkbar finanziellen Einbußen für den deutschen Fluglinienkonzern seien zu gering, so die gelassen wirkende Antwort von Lamberty. Man habe hierzu noch nicht einmal Daten vorliegen.
Der neue US-Präsident Donald Trump hatte am 27. Januar 2017 durch einen Erlass für Bürgerinnen und Bürger aus sieben Staaten ein generelles Einreiseverbot ausgesprochen. Dieser Erlass kam ohne Ankündigung, so dass sich Airlines oder Verwaltungen darauf einrichten konnten. Die sieben Länder lauten: Irak, Iran, Yemen, Libyen, Somalia, Sudan und Syrien. Das Einreiseverbot wurde einstweilen für 90 Tage ausgesprochen.
Die Lufthansa Group bedient mit ihrer riesigen Flugzeugflotte traditionell viele Städte in mehrheitlich muslimischen Ländern. Noch bis vor kurzem standen fast alle Hauptstädte dieser Länder im Flugplan. Derzeit bedient der Konzern lediglich von Frankfurt und Wien aus die iranische Hauptstadt Teheran und von Wien fliegt Austrian Airlines ins irakische und erdöl-nahe Erbil. Austrian bedient zudem die schöne iranische Stadt Isfahan. Die langjährigen Renner innerhalb des Lufthansa-Netzplans nach Sana’a im Yemen und ins libyische Tripolis sind aufgrund der aktuellen Bürgerkriege ausgesetzt. Somalias Hauptstadt Mogadischu war im Herbst 1977 der Ort der Entführung einer Lufthansamaschine. Auch derzeit scheint die Lufthansa kein Interesse zu haben das Land am Horn von Afrika anzufliegen. Und die syrische Hauptstadt Damaskus und die sudanesische Hauptstadt Karthoum waren langjährig etablierte Flüge des Konzerns. Obwohl die alten Flugpreise hoch waren, strich man die Hauptstädte aus dem Streckennetz und baute seine Kostenrechnung um. Sind die Auswirkungen für den deutschen Konzern tatsächlich so gering?
Das Streckennetz der Lufthansa umfasst u. a. die folgenden Flughäfen:
USA
JFK, EWR, ORD, LAX, SFO, PHL, DFW, IAH, BOS
Naher und mittlerer Osten
DXB, AUH, MCT, DOH, BAH, KWI, THR, TAS, ALA, TLV, AMM, BEY
analogo.de meint: Die vier großen Umsteigeflughäfen der Lufthansa Group sind Frankfurt, München, Wien und Zürich. Fast 50 Prozent aller Fluggäste steigen in diesen Flughäfen nicht aus, sondern steigen um – zum Beispiel nach New York. Da nur wenige Fluglinien US-amerikanische Städte anfliegen, wählten in der Vergangenheit viele Reisende aus dem Irak, Iran, Yemen, aus Libyen, Somalia, Sudan und Syrien einen Flug mit Lufthansa. Offiziell verlautbart die Airline aber heute, dass sie von den Einreiseverboten nicht betroffen sei, obwohl in den 7 betroffenen Ländern rund 210 Millionen Menschen leben und einige von ihnen nach wie vor versuchen dürften, mit einer der größten Airlines weltweit in die USA zu fliegen. Das große Streckennetz der Lufthansa ist zu sehr auf das Netzwerk USA/Mittlerer Osten ausgerichtet, als dass es für den Konzern keine Auswirkungen haben kann. Hält sich der Konzern womöglich bedeckt, um kein größeres Aufsehen zu erregen und somit womöglich zum politischen Spielball zu werden?
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Der Redakteur dieses Beitrags war 19 Jahre lang Mitarbeiter der Lufthansa Cargo AG am Standort Frankfurt a.M., zuletzt als Account Manager Sales.