Straßenhass gegen die alteingesessene Bevölkerung von Schwedeneck – ein Essay zum UNESCO Tag der Sozialen Gerechtigkeit 2025

Schwedeneck | analogo.de – Die Weltgemeinschaft der Vereinten Nationen hat sich darauf geeinigt, dass es in der Welt sozial gerechter zugehen soll und einen jährlichen UNESCO Tag der Sozialen Gerechtigkeit erkoren. Ist die Definition von Gerechtigkeit an sich schon schwierig genug, fordert uns erst recht die Definition von „Sozialer Gerechtigkeit“ eine Menge vernetzten Denkens ab. Wo fängt man an, diese zu definieren und wo findet man sie? analogo.de hat sich zur Aufgabe gemacht, der sozialen Gerechtigkeit anhand eines eingänglichen Beispiels rund um die sozio-politische Entwicklung und den Naturschutz konkret auf den Zahn zu fühlen, und zwar in der schleswig-holsteinischen Gemeinde Schwedeneck. Hierzu gehen wir im ersten Artikel auf die Bevölkerungsstruktur der Gemeinde und ihr Verhalten ein. Im zweiten Teil des Essays beleuchten wir den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit im Umweltsinne. Und zwar am Beispiel von ganz konkreten Ausgleichsflächen in der Gemeinde Schwedeneck, die für den flächenversiegelnden Eingriff in die Natur vorgenommen wurde. Teil 2 handelt von Allmendegütern, verschwiegenen Apfelbaumwiesen und nicht begehbaren Grünlandflächen.

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Das neue Schwedenecker Lebenstheater: „Kaum auszuhalten, dass man seine Kinder in einem CDU-dominierten Nest aufziehen soll. Aber macht nix, wir sind ja Demokratie, und da zählt die Mehrheit. Egal wie die Alteingesessenen denken, erst mal auf die Straße, und gegen sie demonstrieren. „

Wir begeben uns in die kleine Gemeinde Schwedeneck in Schleswig-Holstein. Schwedeneck hat knapp 3.000 Einwohner, die in 18 verschiedenen Orten leben. Zwischen den bebauten Siedlungsflächen dominieren Baumbestand, landwirtschaftliche und moorige Flächen. Der ländliche Charakter ließ die Einwohner der Gemeinde traditionell – wie in Schleswig-Holstein üblich – mehrheitlich konservativ CDU oder SPD wählen.

Die Gemeinde liegt attraktiv auf einer Halbinsel zwischen den beiden Fjorden Kieler Förde und Eckernförder Bucht. Mit 16 Kilometer Sandstrand ist Schwedeneck ein beliebtes Ziel für Ausflügler und Urlauber von jenseits des Bundeslandes. Mit der großen Stadtflucht in Deutschland erlebt auch Schwedeneck an der Ostsee eine große Nachfrage nach Bauland. Ein Ausdruck dieser Entwicklung ist die Vollendung eines weiteren Wohngebietes im östlichen Teil der größten Ortschaft der Gemeinde, Surendorf.

Vor gar nicht allzu langer Zeit entstand schon ein anderes neues Wohngebiet am westlichen Ortsrand von Surendorf. Mit jedem neuen Wohngebiet werden Naturflächen versiegelt, der Reiz von Schwedeneck nimmt ab. Wo noch gestern Opa Petersen mit seinem Hund spazieren gehen konnte, haben sich jetzt Neubauten breitgemacht. Opa muss einen längeren Weg laufen, im Zweifel verbringt Opa jetzt mehr Spazierzeit auf Verbundsteinen und Teerwegen.

Obwohl die Infrastruktur von Surendorf über die Jahre zerfiel, steigt nun aus besagten Gründen die Zahl der Einwohner. Die angestammte Bevölkerung bezeichnet die Neubürger gerne als „Zugezogene“ und lässt sie ebendies auch hören. Man könnte die Neubürger auch Migranten nennen, selbst wenn sie von einem anderen Teil Deutschlands ‚eingewandert‘ waren.

Vor gar nicht allzu langer Zeit zogen so einige Neubürger in das westliche Neubaugebiet namens Triangel. Dieser Personenkreis und andere Surendorfer sollten nun ein bevorzugtes Bezugsrecht auf die neuen Häuser bzw. Wohnungen im neuen östlichen Wohngebiet names Hochhorst bekommen. Teure Hochhorstimmobilien gingen weg wie die Semmeln und nach Triangel zogen andere Zugezogene nach.

Unter den Zugezogenen der ersten und zweiten Generation sind viele junge Familien, die zudem gerne aus eher städtischen Lebensräumen kamen. In Städten wählt man eher Bündnis90/Die Grünen, Die Linke oder SPD, und so ändert sich mit den Zugezogenen auch das prozentuale Wahlverhalten. CDU-Bürgermeister Sönke-Peter Paulsen wurde nun von SPD-Mann Gustav-Otto Jonas abgelöst.

So geht Demokratie. Auf einmal überwiegt die Bevölkerungsgruppe der Zugezogenen. Die Politik ändert sich. Und weit verbreitetes Verhalten ebenso, was sich beispielsweise an den neuen Haschisch-Gerüchen ablesen lässt, die in engen Wohngebieten durch umfriedende Grenzhecken hindurch in den Nachbarsgarten ziehen, wo bislang an jenen Stellen allenfalls Bier- oder Weingerüche dominierten.

In Schwedeneck hat sich der Wind gedreht. Zumindest stinken immer mehr Menschen gegen die allgemeine Windrichtung an. Seit relativ kurzer Zeit gibt es einen Ortsverband von Bündnis90/Die Grünen. Ein herber Ausdruck dieses Windrichtungswechsels sind denunzierende Demonstrationen gegen rechts.

Die Zugezogenen und ihre Freunde aus den nahegelegenen Städten Kiel und Eckernförde zeigen den angestammten Bürgern der Gemeinde nun deutlich an, dass sie etwas gegen sie – also die angestammten Bürger – haben.

Mit arabisch-türkisch-kurdisch-palästinensisch-afghanisch-syrischen Migranten mit oder ohne deutschen Pass ist es ähnlich. Sie und ihre Sympathisanten demonstrieren landesweit – zusammen mit staatlich finanzierten VROs (Verlängerten Regierungs-Organisationen) wie den Pöbel-Omas – gegen rechts. So geht Demokratie heute.

In vielen Städten Deutschlands liegt die Quote von Schülern mit Migrationshintergrund bei über 50 Prozent, in überraschend vielen Schulklassen bei 80 Prozent. Wenig überraschend sagt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger: „Wir haben ein Integrationsproblem in Deutschland.“ Schwedeneck hat ein Integrationsproblem der anderen Art.

Über kurz oder lang kann die Minderheit der Deutschstämmigen den zugezogenen Migranteneltern und -kindern nicht weiter vorschreiben, was sie lernen, denken und tun sollen. Ebenso wenig wie Bundesliga-Fußballvereine auf der Mikroebene können mittelfristig deutschstämmige Minderheiten auf der Makroebene den ausländischstämmigen Zugezogenen die Regeln aufoktroyieren.

In funktionierenden Gesellschaften gibt die Mehrheit vor, was gemacht wird, toleriert aber die Minderheit, die sich wiederum erst einmal an die Bräuche, Sitten, Gesetze, Normen und Regeln der Mehrheit anpasst. Das nennt man Integration.

Die Gesellschaft in Schwedeneck ist dabei, destabilisiert zu werden. Alleine in den letzten paar Wochen demonstrierten wiederholt einige hundert Menschen – zusammen mit Mitgliedern verlängerter Regierungsorganisationen (VROs) à la Omas gegen Rechts. Wenn 300 Demonstranten in der Großstadt Kiel mit ihren 250.000 Einwohnern demonstrieren, ist die Teilnehmermenge zwar eindrucksvoll, aber auch nicht viel mehr. Wenn allerdings 300 Demonstranten von nah und fern in der Ortschaft Surendorf mit ihren 900 Einwohnern gegen geschätzte 400 CDU-Wähler des Ortes demonstrieren, dann ist dies ein Aufstand.

Eine Gesellschaft funktioniert dann nicht mehr, wenn die Zahl der Zugezogenen so schnell zunimmt, dass die über die Zeit etablierten Werte der Schwedenecker Gemeinschaft den Lasbek-Bach hinunter in die Ostsee fließen. Und zweitens wenn die neue Mehrheit so massiv auftritt, dass sie frontal propagandistisch gegen die Alteingesessenen vorgeht. Das nennt man letztendlich Verdrängung. Das Verdrängungsmittel der Wahl heißt Einschüchterung. Das dahinterstehende Gefühl ist das mobilisierende Antifa-Phänomen des Straßenhasses.

Es bleibt anzumerken, dass nicht die traditionelle Mehrheit in Schwedeneck die Zugezogenen mit öffentlichen Demonstrationszügen denunziert, ihnen Plakate mit der Aufschrift „Zugezogene Links-Wähler, bleibt zuhause“ entgegenstreckt.

Schwedeneck hat seinen Namen von angreifenden Schweden, die in diesen damals zu Dänemark gehörenden Landstrichen gegen die Dänen kämpften. In den Jahren 2008/2009 stellten deutsche Behörden das vor Schwedeneck versenkte Wrack des schwedischen Schlachtschiffes Prinsessan Hedvig Sophia unter Schutz. In einem Wald nahe Surendorf wurden viele schwedische Kämpfer begraben.

Wenn Schwedeneck schon seinen Namen einer aggressiven Invasionsmacht verdankt, mag es kaum verwundern, wenn hier der Geist des Kampfes noch weit verbreitet ist. Jedenfalls bereiten die Aggressoren der 2020er Jahre den alteingesessenen Schwedeneckern echte Probleme. Die Parallele zu arabisch-türkisch-kurdisch-palästinensisch-afghanisch-syrischen-etc. Zugezogenen, die in deutschen Städten seit Jahren den Ton setzen: Ein um sich greifender Straßenhass gegen die alteingesessene Bevölkerung, der dabei ist, sich einzubürgern.

Sozial gerecht geht es zu, wenn die Bevölkerungsmehrheit keine unangemessenen Nachteile durch (den Zuzug von) Minderheiten erfährt.

Sonnenuntergang am Strand von Surendorf. War im alten Surendorf Entspannung angesagt, stehen die Zeiten im Jahre 2025 auf Sturm. Bildrechte Rainer Winters