UKSH Kiel: Bislang 82 Prozent aller beatmeten Coronavirus-Patienten verstorben

Kiel | analogo.de – Seit Beginn der Coronapandemie sind im Kieler Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) trotz Beatmung 82 Prozent aller beatmeten Coronavirus-Patienten gestorben. Dies geht aus der heutigen Anfrage von analogo.de an das Universitätsklinikum hervor. Damit liegt hierzulande die Überlebenschance genauso niedrig wie in der Wuhanstudie. Bereits am 24. Februar veröffentlichte eine chinesische Medizinergruppe auf Lancet eine Studie, bei der 86,4 Prozent aller beatmeten Patienten starben. Gleichwohl sind die n-Zahlen klein. In New York das gleiche Bild.

Bereits im März erreichte analogo.de eine interne Krankenhausinformation, dass man wiederum von italienischen Krankenhäusern informiert wurde, dass in Italien null Prozent der mit einem Beatmungsgerät beatmeten Personen (die hinterher als Coronavirusverstorbene zählten) überlebten. Daher stellten wir heute unsere Anfrage, die aber auch gute Nachrichten ergab.

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Die Krisenkommunikation der verantwortlichen Gesundheitspolitiker auf Bundesebene und in Schleswig-Holstein räumt Beatmungsgeräten eine hohe Bedeutung zu. Im März hatte die Bundesregierung über Nacht 10.000 Beatmungsgeräte bei den Lübecker Dräger Werken bestellt, um ein hoch verunsichertes Volk in Sicherheit zu wiegen. Nun mag es imposant klingen, dass die Überlebenschance bei einem Beatmungsereignis in Kiel 18 Prozent höher ist als in Italien. Wirklich beruhigend ist es aber nicht.

Den Informationen von UKSH-Pressesprecher Oliver Grieve an analogo.de zufolge wurden in der Kieler Klinik bisher 43 Patienten stationär behandelt, 12 davon auf der Intensivstation. Von diesen 12 Patienten wurden elf an Beatmungsgeräten beatmet, von denen wiederum neun verstarben.

Laut DIVI-Intensivregister stehen in Schleswig-Holstein 1.091 betreibbare Intensivbetten zur Verfügung, von denen zum Zeitpunkt dieses Beitrags 555 Betten belegt sind. Aktuell sind S-H-weit nur 19 Patienten mit Covid-19 in Intensiv-Behandlung, 14 von ihnen werden beatmet. Haben die 14 also so gut wie keine Überlebenschance? Die Antwort könnte lauten: Je nachdem, in welchem Krankenhaus man liegt. Denn Oliver Grieve nannte uns auch die Zahlen für das UKSH Klinikum in Lübeck.

Im Lübecker Klinikum wurden bisher 21 Patienten stationär behandelt, also halb so viele wie in Kiel. Neun von ihnen lagen bisher auf der Intensivstation, von denen acht Patienten an Beatmungsgeräten beatmet wurden. Von diesen acht Beatmeten verstarben nur zwei Personen, was einer Quote von 25 Prozent entspricht.

Das Kieler Klinikum nahm übrigens insgesamt sechs Patienten aus Frankreich auf, von denen derzeit noch zwei Personen behandelt werden. Von diesen sechs Personen wurde nur eine einzige Person beatmet.

analogo.de fragte übrigens auch das Städtische Krankenhaus in Kiel an. Pressesprecherin Birgitt Schütze-Merkel wollte mit den Zahlen allerdings nicht rausrücken. Lieber verwies sie auf das Gesundheitsamt der Stadt Kiel. Dort erfuhren wir von Pressesprecher Arne Gloy, dass diese Frage „wohl doch nur von den Krankenhäusern selbst beantwortet werden könne“. Mit diesen freundlichen Grüßen aus dem Kieler Rathaus und einer abgeblockten Information aus dem Städtischen freuen wir uns auf die nächste Recherche.

Update: Das UKSH hat sich gemeldet und kündigt an, die Zahlen nochmals verifizieren zu wollen.

Update II: Das UKSH hat sich nach Monaten nicht mehr gemeldet. Fazit: Die Zahlen dürften stimmen.

Beatmungsgeräte wurden aus OP-Sälen auf die Intensivstationen verfrachtet, um sie hier für Covid-19 Patienten vorzuhalten. Über den Nutzen kann man weiter philosophieren. Bildrechte: Sasint auf Pixabay 1807541_1920
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