Philipp V. annektiert Katalonien – Philipp VI. verliert Katalonien

Barcelona, Madrid | analogo.de – Der spanische König Philipp VI. oder auf spanisch Felipe VI. hat soeben verkündet, dass er die Organisation des Referendums 1-0 von Katalonien als illegal ansieht. Ferner beschuldigt der 49-Jährige Bourbone die Regierung Kataloniens des Bruchs der verfassungsmäßigen Ordnung. Es liege in der Verantwortung der legitimen Mächte des Staates, die Gültigkeit der Rechtsstaatlichkeit auf der Grundlage der Verfassung zu garantieren“. Damit spricht der König den Katalanen das Völkerrecht und Wahlrecht ab. Die Twittermeldungen explodieren. Felipe wird prompt zur unerwünschten Person in Katalonien erklärt.Es ist davon auszugehen, dass der König nun nicht nur die Menschen hinter sich verliert, sondern in sehr naher Zukunft zudem den gesamten Staat Katalonien. Nach der Erklärung des Königs wird erwartet, dass die Unabhängigkeitserklärung Kataloniens damit immer wahrscheinlicher wird.

Mit einem Schlag hat der Sohn des alten Königs Juan Carlos und der weisen Königin Sofía de Grecia alle Brücken zu den am 01. Oktober 2017 gedemütigten Katalanen gekappt. Seine Mutter Sophia hat diverse Verbindungen zu Deutschland, denn die 78-Jährige ist eine Urenkelin von Kaiser Friedrich III. und stammt mütterlicherseits von Kaiser Friedrichs Sohn Kaiser Wilhelm II. ab. Der militaristische deutsche Kaiser Wilhelm II. hat das Leben ungezählter Deutscher auf dem Gewissen. Seine Mutter Kaiserin Friedrich war die erste Tochter der britischen Monarchin Queen Victoria. Kaiserin Friedrich verabscheute das Säbelrasseln ihres behinderten Sohnes. Mit den heutigen Worten von König Felipe VI. ertönt aus demselben Geschlecht erneutes Säbelrasseln. Mit vollem Namen heißt die Felipes Mutter übrigens Sophia Margarita Victoria Friederika von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und Hannover, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, Prinzessin von Griechenland und Dänemark.

Süffisant an der Rolle Philipps VI. ist, dass sein zahlenmäßiger Vorgänger Philipp V. bzw. Felipe V. genau derjenige König war, der Katalonien vor fast genau 300 Jahren die Unabhängigkeit genommen hatte. Im spanischen Erbfolgekrieg (1700 bis 1713) hatte sich Katalonien auf die Seite des Verlierers Erzherzog Karl gestellt, und der Gewinner Felipe V. aus dem französisch-spanischen Hause Bourbon-Anjou löschte die katalanische Kultur von der Bildfläche. Der Tag der Kapitulation vor Felipe V. war der 11. September 1714 – seit 2001 ein geschichtsträchtiger Tag in den USA und seit vielen mehr Jahren der katalanische Nationalfeiertag Diada Nacional de Catalunya.

Der Geschichtskreis scheint sich im Jahre 2017 zu schließen: Katalonien ist nach der heutigen königlichen Anklage durch Felipe VI. gegen die demokratische Regierung Kataloniens und das am 01. Oktober 2017 erfolgte Referendum so selbstständig wie schon 300 Jahre lang nicht mehr. Zumindest emotional hat Spanien spätestens heute 5 Millionen katalanische Herzen verloren. Beim vorgestrigen Referendum schlugen 25.000 geharnischte Sturmtruppen des spanischen Präsidenten Mariano Rajoy mit Schlagstöcken und Gummigeschossen auf Tausende Wählerinnen und Wähler ein. Nur durch viel Glück gab es keine Tote. Über 900 Wähler wurden verletzt.

Adelsgeschlechter verbergen sich häufig hinter hohen Mauern in Burgen und Schlössern. Zur Erhaltung ihrer Macht wendeten Adelsgeschlechter fast immer Gewalt an. So verschafft sich der Adel seit eh und je Feinde. Das konfrontative Säbelrasseln vom spanischen König Felipe VI. war insofern zu erwarten. Bildrechte: Jonathan Sautter auf Pixabay 973157_1920
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