Katalonien veröffentlicht neuen Internetlink für Referendum 1-0

Barcelona | analogo.de – Der katalanische Präsident Carles Puigdemont hat vor ein paar Stunden einen Informationslink ins Internet gestellt, unter dem sich alle Wahlberechtigten Kataloniens erkundigen können, wo sie am 01. Oktober 2017 zur Wahl gehen können. Beobachter sind gespannt, ob es dem Repressivapparat des spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoys auch diesmal wieder gelingt das Internet in Spanien „abzuschalten“. Der Link lautet:

https://gateway.ipfs.io/ipns/QmZxWEBJBVkGDGaKdYPQUXX4KC5TCWbvuR4iYZrTML8XCR/

In den letzten Tagen hatte die repressive Regierung aus Madrid diverse Internetlinks der katalanischen Regierung abschalten lassen. Der spanische Premier Rajoy setzte Staatsanwaltschaft, Militärpolizei, Militär und die Justiz in Bewegung, um die Menschen in Katalonien einzuschüchtern.

Die Katalonier möchten am 01. Oktober 2017 zumindest ihr eigenes Volk befragen, ob sich Katalonien selbstständig erklären mag. Ebenso wie bei den jüngsten Säuberungswellen in der Türkei durch Präsident Erdogan klagt die spanische Regierung unter Premierminister Mariano Rajoy derweil alle Politiker und Bürgermeister von Katalonien an, die nicht spuren wollen. Dies sind derzeit 712 von rund 900 Bürgermeistern. Selbst Kataloniens Präsident Puigdemont wird vom Staat angeklagt, weil er 6.000 Wahlurnen versteckt halten soll. Man stelle sich vor, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer würde vom Apparat Angela Merkels angeklagt, weil sie 6.000 Wahlurnen versteckt halten soll, die für das Unabhängigkeitsreferendum von diesem Grenzland zu Frankreich vorgesehen sind.

Wir berichteten, wie sich das Volk Kataloniens der Militär- und Polizeimacht der despotischen Verstummungspolitik aus Madrid entgegenstellt, indem es ruft: ¿Donde estan la papeletas? Las papeletas donde estan? Wo sind die Wahlzettel? Die Wahlzettel sind wo? Schon zum Irak-Krieg demonstrierten die Menschen in den Häusern von Barcelona, weil sie nicht akzeptieren wollten, dass die Zentralregierung in Madrid Soldaten in den Irak schickt. Die Menschen klopften auf ihren Balkonen mit Holzlöffeln auf Töpfe. Wie in Holzlöffel gepackten Trotz verkündete Carles Puigdemont: „Sie können keine Türen aufs Feld stellen.“

analogo.de meint: Das Referendum ist offensichtlich nur noch mit äußerster Gewaltanwendung seitens Madrid aufzuhalten. Sollten spanische Polizisten tatsächlich katalanische Bürgerinnen und Bürger erschießen, würde aus Völkerrecht Völkermord. Denn hier würde die eine Volksgruppe (Madrid) verfügen, eine andere Volksgruppe (Barcelona) niederzuschießen. Der letzte spanische Bürgerkrieg endete 1939 in einer langjährigen Diktatur des Soldaten Franco. Ob eine Gewaltanwendung im Sinne der Demokratie geschehen darf, ist eindeutig zu verneinen. Das 21. Jahrhundert ist reif für mehr Demokratie, auch wenn dies einen Rückzug auf kleinere Verwaltungsstrukturen bedeuten sollte. Auch in Italien verlangen die demokratisch gebildeten Menschen regional mehr Rechte. Am 22. Oktober 2017 wird in Venetien und in der Lombardei ebenfalls ein Referendum abgehalten, auch wenn noch nicht über die komplette Unabhängigkeit von Rest-Italien.

Barcelona als Schauplatz für Zensur. Bildrechte: LNLNLN auf Pixabay 4881008_1920
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