Koblenz | analogo.de – Die französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen begeisterte am vergangenen Samstag rund 1.000 Teilnehmer einer transnationalen Tagung der Europaparlamentsfraktion ENF (Europa der Nationen und der Freiheit). Zweifellos war die charmante Dame der Star des Tages, als es darum ging für das Superwahljahr 2017 einen international verbindenden Teamgeist zu entwickeln. analogo.de war zugegen und berichtet mit mehreren Beiträgen über die Veranstaltung.
Noch nie hatten sich die Vertreter der ENF auf diesem Niveau getroffen. Doch angesichts der anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Tschechien und Italien gab es wohl Grund genug. Insgesamt über 300 Journalisten wurden Zeuge, wie sehr die Spitzenkandidaten ihrer Parteien mit konkreten Inhalten überraschten. Das internationale Medieninteresse war enorm, und süffisanterweise verweigerten die Veranstalter diversen Staatsmedien wie dem ZDF und der ARD den Zugang auf die Journalistentribüne. Während die Journalistenkollegen vom ZDF vor der Halle missmutig versuchten potentielle Teilnehmer der Veranstaltung zu zweifelhaften Äußerungen eines Parteimitglieds zu befragen, postierten Fernsehsender aus ganz Europa ihre Kameras auf der Journalistentribüne. In den Dolmetscherkabinen saßen vier Übersetzerinnen, die Fotografen von Thomson Reuters und Associated Press zückten ihre großen Kameras und einige wenige wie der Verfasser dieses Beitrags den Schreibblock.
Marine Le Pen sprach schnell, fast zu schnell zum Mitschreiben. Sie hatte viel zu sagen. Und wer sie erlebte, verstand warum die 48-Jährige zum ersten Mal vor den anstehenden Präsidentschaftswahlen in den Umfragen führt. Le Pen redete charmant, mit geöffneter Geste und gefestigt in der Stimme. Rhetorisch brillierte die Rechtsanwältin. Beispielsweise durch die Sprache der Gourmets, indem sie das für das französische Savoir vivre so wichtige Wort „Geschmack“ (le goût) benutzte. Le Pen wollte Geschmack machen auf die Zukunft. Und sie wollte Geschmack machen auf die eigene Kultur. Dabei umarmte sie das Publikum und erfüllte die Herzen der anwesenden Politiker.
Nebenan filmten und kommentierten die drei Journalistenkolleginnen des französischen Senders BFMTV. Und erlebten, wie Le Pen’s niederländischer Kollege Geert Wilders einstimmte in den Geschmack auf eine positive Zukunft und die eigene Kultur. Wilders bekannte in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede, dass es ihm sein Herz zerreiße, wenn er sehe, dass die Menschen zu ihrem eigenen Land Befremdung entwickelt haben. Dies habe sehr viel mit dem Bangen um Sicherheit zu tun. Dies schließe ausdrücklich hier lebende Muslime mit ein. Wilders überraschte weiter mit konkreten positiven Inhalten, als er bemängelte, dass auch die Toleranz gegen Homosexualität auf dem Rückzug sei. Der Saal bebte, starker Applaus für die humanen Sätze von Wilders.
Waren das hier nicht die Rechtsradikalen, die Extremisten und Menschenfeinde? So hatten doch im Vorfeld zumindest Kollegen der Staats- und Mainstream-Medien gemahnt. Der Oberbürgermeister von Koblenz hatte versucht die Veranstaltung zu verhindern, so die Informationen von analogo.de. Dann überraschte die Bundessprecherin der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Petry, im Interview mit RTL. analogo.de stand hinter der RTL-Kamera und neben dem N24-Mikrofon, als Petry eine sehr konkretes Wahlversprechen machte, das man als Ausweichmanöver gegen die altklugen Bevormundungsversuche (engl. nudging) der selbsternannten Eliten Deutschlands verstehen kann: Die AfD fordert Volksentscheide auf Bundesebene.
Der Tag war voller Themen und Eindrücke. Weiter geht’s mit unserer Berichterstattung, sobald die Sehnscheidenentzündung des Redakteurs abgeklungen ist. Lese dann hier über unser Kurz-Interview mit Matteo Salvini (Lega Nord), was ein russisches Fernsehteam dazu bewegt von Moskau nach Koblenz zu kommen und über mehr Inhalte der Veranstaltung.