Seattle, Washington D.C. | analogo.de – US-Präsident Donald Trump hat die Regierung der nordwest-amerikanischen Großstadt Seattle aufgefordert, sich die Stadt von den „hässlichen Anarchisten“ sofort zurückzuholen. In Reaktion auf den hässlichen Mord an George Floyd durch Polizisten besetzten in Seattle aufgebrachte Menschen sechs Straßenblöcke im alternativen Stadtteil Capitol Hill und erklärten die Zone zur „Autonomen Zone Capitol Hill“ (CHAZ). Die Regierung des schönen Bundesstaates Washington ließ sich den Aufruf Trumps nicht gefallen und rief ihm höhnisch zu, er solle zurück in seinen Bunker gehen.
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Das Kräftemessen zwischen bundesstaatlicher Zentralmacht im tausende Kilometer entfernten Washington D.C. und föderal-lokaler Regierung im kanadischen Grenzsstaat Washington erinnert an bundesdeutsche Machtspiele zwischen einer machtversessenen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und zu Marionetten degradierten Ministerpräsidenten in den Bundesländern. Anders als in Deutschland nimmt sich im vorliegenden Falle eine Stadt das Recht heraus, das Ordnungsprinzip lokalkoloritisch und verständnisvoll zu interpretieren.
Ähnlich wie der südliche Staatsnachbar Oregon gilt das Naturjuwel Washington als liberal. Oregon war einer der Staaten, in denen der alte US-Präsident Barack Obama größte Mehrheiten für sich gewinnen konnte. Doch das Spiel in der fernen Hauptstadt Washington D.C. ist ein anderes. Ebenso wie in Berlin wimmelt es hier gleichermaßen von sehr sensiblen Stakeholdern, Lobbyisten, Anwälten, Freimaurern und anderen am Rad drehenden Machtbesessenen. Washington D.C. vegetiert in seiner „bubble“, und so wundert es nicht, dass Präsident Trump die Demokratie in Gefahr sieht, wenn 4.000 Kilometer weiter westlich ein paar Straßenblöcke für eine Weile in Beschlag genommen werden, um auf die unverhältnismäßige Polizeigewalt im Land aufmerksam zu machen und sie dabei symbolisch als polizeifrei zu deklarieren.
Wie das Portal Suracuse.com meldet, kündigte Trump auf Twitter an, die CHAZ mit Bundestruppen zurückzuerobern, sollte die seiner Meinung nach radikal linke Regierung durch Washington-Gouverneur Jay Inslee und Bürgermeisterin Jenny Durkan nicht selber dafür sorgen. Trump legt auf Twitter nach, dies sei kein Spiel. Es ginge um nationale Terroristen:
https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1270923257844301836?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1270923257844301836&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.syracuse.com%2Fus-news%2F2020%2F06%2Ftrump-demands-seattle-take-back-city-from-protesters-mayor-says-go-back-to-your-bunker.html
Nun das Kräftemessen: Bürgermeisterin Jenny Dunkan: Geh zurück in Deinen Bunker:
Make us all safe. Go back to your bunker. #BlackLivesMatter https://t.co/H3TXduhlY4
— Mayor Jenny Durkan (@MayorJenny) June 11, 2020
Und dann legt Washingtons Gouverneur Jay Inslee noch einen drauf: Ein Mann, der total regierungsunfähig ist, sollte sich aus Washingtons Staatsgeschäften heraushalten.
A man who is totally incapable of governing should stay out of Washington state’s business. “Stoop” tweeting. https://t.co/O6i04qmZ9v
— Jay Inslee (@JayInslee) June 11, 2020
analogo.de meint: Einen kleinen aber feinen Unterschied zu den USA gibt es in Deutschland. Obgleich Merkel und ihre CDU/CSU-Kollegen zahllose Male bewiesen, welchen Begriff sie von einer starken Zentralmacht haben, stehen ihr deutsche sozialdemokratische Landesfürsten wie Olaf Scholz (SPD) in der Anwendung unlimitierter Polizeigewalt in nichts nach. Beim G20-Gipfel in Hamburg vor drei Jahren konnte man auf erdrückliche Weise beobachten, wie sich auch Deutschlands Polizei von einer Bürgerpolizei zum Anfassen zu einem Paramilitär mit Kadavergehorsam gewandelt hat.
Dass Präsident Trump aus Angst vor Demonstranten kurzzeitig im Bunker Zuflucht nahm, verdeutlicht eine angespannte und nicht auf Kompromisse ausgelegte Regierungsweise. Auch in dieser Hinsicht ähneln sich Trump und Merkel mehr, als Merkel je zugeben würde. Die Republikaner der USA und die CDU-Mitglieder Deutschlands sind sich im Geiste erschreckend ähnlich.