Tilburg, Berlin | analogo.de – Laut den Wissenschaftlern Arie Trouwborst und Han Somsen von der niederländischen Universität Tilburg werden unsere schmusigen Hauskatzen zu Serienkillern, wenn sie unsere Häuser verlassen. Die im Journal of Environmental Law erschienene Studie der Wissenschaftler könnte dem freien Umherschweifen ein baldiges Ende bereiten. Eine Glosse von analogo.de.
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Auch wenn es viele von uns nicht wahrhaben wollen, oder einfach nicht wissen: Jedes Jahr sterben in Deutschland 30 Millionen Vögel durch Katzen. Der Jagdinstinkt unserer Kuscheltiere hat sich seit ihrer Zähmung vor über 9.000 Jahren nicht verändert. Sie haben das gleiche genetische Erbe behalten wie ihre Vorfahren, die afrikanischen Wildkatzen. Erschwerend kommt nun hinzu, dass Hauskatzen Fledermäuse fressen und ganz aktuell das Coronavirus in Hauskatzen festgestellt wurde.
Bei näherer Betrachtung ist der Tod von Nagern, Vögeln und Reptilien ohne weiteres kaum mehr hinzunehmen. Die beiden Gesetzeswerke, welche das großräumige Umherschweifen der Räuber verhindern könnte, sind die Vogelschutzrichtlinie und die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union. Hierin werden schützenswerte Tiere unter Schutz gestellt. Erfahren Vögel häufige Störungen, führt der ökologische Stress häufig zum Tod.
Da hilft auch kein gut gefüllter Futternapf, Katzen töten aus Spaß. Die Beute unserer Hauskatze hat oft keine Chance. Sie sind äußerst geschickte Jäger. Dass sie nur kranke Tiere fangen, ist eine Mär. Der Sprung hinauf in den Baum oder die Überwindung eines zwei Meter hohen Gartenzauns ist für Katzen eine Kleinigkeit.
Die internationale Union zur Bewahrung der Natur (IUCN), Hauptwächter der Bioversitität auf der Welt, hat die Katze als einer der aggressivsten und schädlichsten Arten klassifiziert. In Europa und den USA werden Katzen als „Schädlinge“ für die Fauna bezeichnet. Eine amerikanische Studie stuft sie sogar als erste Todesursache für die Wildfauna ein. Dort hat man errechnet, dass Katzen pro Sekunde 117 Vögel töten. Einer Studie zufolge hat sich in Frankreich die Zahl getöteter Gartenvögel durch Katzen inzwischen innerhalb von 10 Jahren verdoppelt. Kein Wunder, beziffert sich der Zuwachs an Hauskatzen seit 2010 auf 6,5 Millionen Katzen. Im Jahre 2019 lebten 15 Millionen Katzen in Deutschland.
In Großbritannien ergab eine Fünfmonatsstudie, dass Hauskatzen 57 Millionen Säugetiere, 27 Millionen Vögel und 5 Millionen Reptilien und Amphibien nach Hause brachten – was bedeutet, dass sie in diesen fünf Monaten eine mehrfache Menge töteten, so die Forscher. Liegt das Vogelsterben in Deutschland womöglich gar nicht hauptsächlich an Glyphosat oder an Windenergieanlagen, sondern vielleicht an unseren Hauskatzen?
Fest steht, wenn wir uns weiterhin an den Singvögeln in unserem Garten erfreuen wollen, wäre jetzt ein Umdenken eine gute Idee. In der Stadt werden die Katzen mehrheitlich in den Wohnungen gehalten und keiner denkt da an Tierquälerei. Wer seiner Katze Auslauf verschaffen möchte, kann dies wie beim Hund machen: An der Leine „Gassi gehen“. Der Traum von der süßen Katze kann in den eigenen Wänden gern weitergelebt werden. Die Augen vor ihrer Natur zu verschließen und sie in freier Wildbahn als Tötungsmaschine gewähren zu lassen, ist dagegen kriminell.
Die möglichen Auswirkungen im Bezug zum Coronavirus sollen an anderer Stelle vertieft werden.