Heute potemkinsche Kulissenwahl in Katalonien – Wie Rajoy Demokratie vortäuscht

Barcelona, Madrid | analogo.de  – Der spanische Präsident Mariano Rajoy lässt am heutigen Tage eine potemkinsche Kulissenwahl in Katalonien abhalten, nachdem der demokratisch gewählte Politiker mit diktatorischen Avancen den Staat Katalonien besetzte und seinen legitimen Präsidenten Carles Puigdemont ins Exil ins belgische Brüssel trieb.

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Vor rund acht Wochen ließen willfährige spanische Justizbeamte weitere hohe katalanische Regierungspolitiker inhaftieren, ganz im Sinne der spanischen Exekutive. Als die Inquisition alle gewichtigen politischen Gegner wie die charismatischen Jordis (Sànchez und Cuixart) aus dem Weg geräumt und die Presse konkrete Formulierungsanweisungen erhalten hatte, wollte Rajoy die demokratische Schockstarre überwinden. Die für heute von ihm anberaumte „Wahl“ ist nichts anderes als eine potemkinsche Wahl, mit der das derzeitige Unrechtsregime Rajoy Demokratie vortäuschen will.

Potemkinsche Dörfer wollen ihr wahres hässlich marodes Gesicht verbergen, indem sie entlang der Dorfstraße bunt bemalte Kulissen aufstellen, entlang welcher die Begutachter (Politiker und Presse) sich ein Bild des angeblich schönen Dorfes machen. Im modernen Sprachgebrauch entsprechen potemkinsche Begebenheiten falschen Nachrichten bzw. Fake News. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) liebt potemkinsche Dörfer, wenn sie zum Beispiel zur deutschen Wiedervereinigungsfeier in Mainz am 03. Oktober 2017 auf dem Mainzer Marktplatz ausgesuchten Bürgerinnen ihre herrschaftliche Hand reicht – und im Hintergrund 7.500 Polizisten ein Fensterverbot durchsetzen. Rajoy will der Welt zeigen, dass Katalonien wieder eine spanische Provinz ist und dort die Stunde Null geschlagen hat.

Ob der vertriebene Exil-Präsident Puigdemont am heutigen Wahltag in Barcelona auftaucht, wird mit Spannung erwartet. Das Unrechtsregime Rajoy hat angekündigt den Präsidenten gefangen zu nehmen, sollte er in sein Land Katalonien einreisen wollen.

In Vorbereitung seiner Machtdemonstration ließ Rajoy die katalanische Polizei Mossos d’Esquadra entwaffnen bzw. die Zahl ihrer Munition verringern. Zum Unabhängigkeitsreferendum am 01. Oktober 2017 hatte sich die bürgerfreundliche Polizei Mossos den teils unmenschlichen Anweisungen der spanischen Militärpolizei widersetzt. Die spanische Militärpolizei verletzte hunderte Wählerinnen und Wähler, weil sie zur anberaumten Referendumswahl gehen wollten. Die Mossos-Beamten schauten zu oder stellten sich schützend vor wählende Frauen und Männer.

analogo.de meint: Die Parlamentswahl zur Unabhängigkeit Kataloniens am 27. Oktober 2017 war die demokratisch herbeigeführte Krönung eines vorbildlichen demokratischen Prozesses. Mit der Unterstützung des unerfahrenen spanischen Königs unternahm Spanien daraufhin einen Staatsstreich. Man kann sein Volk nicht so lange wählen lassen, bis einem das Ergebnis passt – erst recht nicht nach einem Staatsstreich.

Ein potemkisches Dorf ist eine künstlich errichtete Kulisse, um jemanden wie in einem Western zu verblenden. Bildrechte: Glavo auf Pixabay 4632664_1920
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