Mainz 05 – Nicht mehr länger erfolgreich auf Kosten des Steuerzahlers

Mainz | analogo.de – Nach 16 Bundesligaspielen steht Mainz 05 auf einem beachtlichen 5. Tabellenplatz. Nachdem der Verein in den letzten Jahren eher mit dem Abstieg zu kämpfen hatte, ist Platz 5 eine wohltuende Abwechslung. Doch droht nun neuer finanzieller Ärger, den Verein zurück in niedere Gefilde zu drücken. Denn das Bundesverfassungsgericht hat frisch verkündet, dass die Bundesländer den Bundesligavereinen in Zukunft bei Risikospielen ihre Kosten für Polizeieinsätze in Rechnung stellen dürfen. Und von diesen Risikospielen gibt es so einige in Mainz, etwa wenn die brutalen Fans von Eintracht Frankfurt in die Stadt einfallen und normale Bürgerinnen und Bürger einschüchtern.

Lesezeit: 2 Minuten

Für den Verein ist die Gerichtsentscheidung ein Hammer. Denn Mainz 05 rekrutiert für ihre Spielermannschaft gerne ausländische Kräfte, die für teuer Geld zugekauft werden müssen. Der Zukauf des Koreaners Hong Hyun-seok alleine kostete den Verein vier Millionen Euro. Beim Japaner Kaishū Sano ging es um 2,5 Millionen Euro, über zwei Millionen kostete die Spielerverpflichtung des Schweizers Silvan Widmer bei seinem Wechsel vom FC Basel nach Mainz.

Doch wie kann es sein, dass Fußballvereine so viel Geld für Fußballer übrig haben, die sie in der ganzen Welt suchen und folglich anwerben? Der Grund liegt ganz einfach in der Tatsache, dass die Fußballvereine bislang auf Kosten des Steuerzahlers erfolgreich waren.

Wir berichteten, inwiefern es dem 1. FSV Mainz 05 gelang, auf Kosten des Steuerzahlers auf die oberen Plätze der Tabelle zu steigen. analogo.de hatte gemäß Rheinland-Pfälzischem Informationsfreiheitsgesetz (LIFG) beim Innenministerium nachgefragt, wer denn die Kosten für die Polizeieinsätze bei Spielen des Fußballclubs Mainz 05 trägt und inwiefern der Club an den Kosten beteiligt wird. Der damalige Inspekteur der Polizei, Werner Blatt, antwortete uns wie folgt:

Gesendet: Mittwoch, 08. Mai 2013 um 09:59 Uhr
Von:
„Blatt, Werner (ISIM)“ <Werner.Blatt@isim.polizei.rlp.de>
An:
„rainer.winters@gmx.de“ <rainer.winters@gmx.de>
Betreff:
WG: Bitte um Ihre Information gemäß LIFG

Sehr geehrter Herr Winters,

bei Großveranstaltungen trifft die Polizei die erforderlichen Einsatzmaßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit. Dies ist Ausfluss der gesetzlichen Verpflichtung zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Dadurch sollen im Wesentlichen Gefahren für die Besucher und andere Personen abgewehrt sowie Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verhindert bzw. verfolgt werden.

Die Polizei wird überwiegend im öffentlichen Raum tätig, während Sicherungs- und Schutzmaßnahmen in dem Veranstaltungsgelände weitestgehend vom Veranstalter oder einem Beauftragten wahrgenommen werden. Insoweit erfolgen die Einsatzmaßnahmen der Polizei auf der Grundlage eines gesetzlichen Auftrages. Daraus folgend werden keine Kostenberechnung und Kostenerhebung vorgenommen.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Anfrage damit beantworten.

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Werner Blatt

Inspekteur der Polizei, Referatsleiter Führung, Einsatz, Verkehrssicherheitsarbeit, Lagezentrum

MINISTERIUM DES INNERN, FÜR SPORT UND INFRASTRUKTUR RHEINLAND-PFALZ

Schillerplatz 3-5
55116 Mainz

Das war im Jahre 2014. Wir argumentierten damals, dass die Nicht-Berechnung der kumulierten Kosten für den Mainzer und Rheinland-Pfälzischen Steuerzahler in die Millionen gehen dürfte, auch wenn laut Innenministerium Sicherungs- und Schutzmaßnahmen im Veranstaltungsgelände weitestgehend vom „Veranstalter“ oder einem Beauftragten wahrgenommen werden. Nun wird Mainz 05 laut höchstrichterlichem Beschluss also bald zur Zahlung ihres „Sicherheits-Solidarbeitrag“ gezwungen. Es bleibt festzuhalten, dass der Verein dies keineswegs freiwillig macht. Nein, der 1. FSV Mainz 05 wird gezwungen.

Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts passt in die Zeit. Mit Deutschland geht es bergab, die Innenstädte verwahrlosen, die Menschen haben immer weniger Geld in der Tasche. Selbst Tafeln führen mittlerweile schon Wartelisten. Die Große Bleiche in Mainz ist zu einer „Problemzone“ avanciert. Im Gegensatz zu 2014, dem Jahr unserer Erstberichterstattung zum Thema, geht es den meisten Deutschen heute viel schlechter, während es den Reichen viel besser geht:

 

Anstieg der Netto-Privatvermögen in Deutschland 2014 = 9.181 Euro pro Sekunde

Anstieg der Netto-Privatvermögen in Deutschland 2025 = 14.907 Euro pro Sekunde

 

Dahingegen hat sich die Staats- und Landesverschuldung pro Sekunde seit 2014 mehr als vervierfacht:

 

Anstieg der Staats- und Landesverschuldung in Deutschland 2014 = 634 Euro pro Sekunde

Anstieg der Staats- und Landesverschuldung in Deutschland 2025 = 2.794 Euro pro Sekunde

 

Diese Schere zwischen sich millionenfach bereicherndem Kapital und dahinsiechender Allgemeinheit ist ethisch zutiefst unmoralisch, soziologisch strutzdumm und wirtschaftlich unfähig.

In der Vergangenheit haben sich die Vereine vornehm zurückgelehnt, mit den Stadt-Oberen gekungelt und trotz leerer Kassen nebenbei noch eine zigmillionenteure Straßenbahn zum Stadion gebaut. In Mainz ist man sich ja gegenseitig besonders verpflichtet. Und natürlich wird hier auch weiterhin gekungelt werden, aber jetzt wird es für die Verantwortlichen schwieriger, dem ausbeuterischen Lokalkapital das Säckel zu füllen. Der Verein wird nun zeigen müssen, ob er auch guten Fußball spielen kann, wenn er sein Personal stärker aus den eigenen Jugendmannschaften rekrutiert.

In Fußballstadien mit Bundesliga-Fußball geht es um viel Geld. Hier ein Bild der noch alten Opel-Arena, die seit 2021 Mewa-Arena heißt. Mewa bedankt sich für die Werbung der Mainzer mit 2,3 Millionen Euro pro Jahr. Sicher wird etwas Geld übrig bleiben, um damit Polizeieinsätze zu bezahlen. Bildrechte: Pixabay user Citroenaut 4773218_1280