NO2-Grenzwerte 2017 in Mainz weiter überschritten – Dieselfahrverbot rückt näher

Mainz, Radolfzell | analogo.de – Die Grenzwerte des giftigen Gases Stickstoffdioxid (NO2) werden in Mainz weiterhin konsistent überschritten. Die der Redaktion von analogo.de vorliegenden Messwerte für 2017 bestätigen den Trend der letzten acht Jahre. Trotz Einführung der Mainzelbahn wird der von der EU festgelegte Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubimeter (µg pro m3) in Mainz auch bis zum 31. Dezember 2017 wieder überschritten werden. In der Parcusstraße war die Atemluft im Laufe des Jahres 2017 durchschnittlich mit 52 µg pro m3 Stickstoffdioxid angereichert. Das Dieselfahrverbot in der rheinland-pfälzischen Hauptstadt rückt damit immer näher. Weiterhin ist die Deutsche Umwelthilfe (DUH) der prominenteste Vertreter der durch giftige Gase arg strapazierten Gesundheit der Mainzer Bürgerinnen und Bürger. Mit heutigem Stand klagt die Umweltschutzorganisation DUH vor dem Verwaltungsgericht Mainz gegen die Stadtverwaltung Mainz unter Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Verkehrs- und Umweltdezernentin Katrin Eder (Bündnis90/Die Grünen). Mit welchen Klagen die in Radolfzell ansässige DUH die Stadt Mainz seit 2011 vor sich hertreibt, berichten wir in einem nachfolgenden Beitrag.

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Vorgestern am 14. Oktober 2017 ist es wieder geschehen: Um 15.30 Uhr erwartet der Fußballbundesligaclub Mainz 05 den Hamburger Sportverein im heimischen Stadion. Tausende Fans warten zwischen 14 und 15 Uhr in der Nähe des Bahnhofs auf ihren Weitertransport zum Fußballstadion am Stadtrand. Veraltetet Dieselbusse der städtischen Busgesellschaft MVG lassen die NO2-Konzentrationen der innerstädtischen Umgebungsluft um die Parcusstraße auf 326 µg pro m3 schnellen. Der von der EU festgesetzte Jahresgrenzwert liegt bei 40 µg pro m3. Zum Schutz der Vegetation ist gar der kritische Wert von 30 µg pro m3 festgelegt.

Das sehr giftige Gas Stickstoffdioxid führt in zu hoher Konzentration zur Reizung und Schädigung der Atmungsorgane, zu Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen. Seine Verweildauer in der Atmosphäre liegt zwar nur bei zwei bis acht Tagen, in dieser Zeit kann das giftige Gas allerdings erheblichen Schaden anrichten. Zusammen mit Regenwasser bildet Stickstoffdioxid zudem die für den sauren Regen mitverantwortliche Salpetersäure. Über komplizierte chemische Abläufe ist NO2 wesentlich für die Entstehung des ebenfalls giftigen Bodenozons (O3) verantwortlich. Nicht weniger Fußballfans dürften vorgestern Atemprobleme und Kopfschmerzen gehabt haben.

Der 1 Stunden-Mittelwert von 200 µg pro m3 darf als Grenzwert zum Schutz der menschlichen Gesundheit pro Jahr maximal 18mal überschritten werden. An Heimspielttagen von Mainz 05 ist dies oft der Fall; bislang gab es im Jahre 2017 an der Messstelle Parcusstraße alleine vier solcher Überschreitungen. Derjenige Grenzwert, der in Mainz allerdings zum Dieselfahrverbot beitragen dürfte, ist der Jahresgrenzwert von 40 µg pro m3. Da es die Stadt Mainz unter rot-grüner Leitung seit Jahren nicht geschafft hat den Stickstoffdioxid-Jahresmittelwert stabil unter 40 zu drücken, klagt die Deutsche Umwelthilfe gegen die Stadtverwaltung.

Die Jahresgrenzwerte haben sich an den wichtigsten Messstellen seit 2009 wie folgt entwickelt:

  2009 2010 2011 2012 2013 2014

korrigiert am 21.11.17 in blau

2015 2016

korrigiert am 21.11.17 in blau

2017
Parcusstraße 61 61 56 56 58 57 57 53 52
Große Langgasse 46 45 46 44 42 43 45 42 44
Rheinallee 47 45 45 42 41 43 40 39 40
Zitadelle 40 41 40 37 37 38 39 36 37
Mombach 29 28 28 27 26 25 23 24 25

Tabelle 1: Entwicklung des Stickstoffdioxid-Jahresmittelwertes in Mainz im Zeitraum 2009 bis 2017 in [µg/m3].

Der Jahresmittelwert für 2017 basiert auf den Werten bis Ende Juni 2017. Obwohl die 2017er Werte noch validiert werden müssen, ist der Trend eindeutig. Auch in der Großen Langgasse wird der Jahresmittelwert über den erlaubten 40 µg pro m3 liegen. Die Rheinallee könnte es knapp schaffen darunter zu bleiben. Der Stadtverwaltung könnte dies gelungen sein, indem man in den letzten 10 Monaten über 2.000 Baustellen in der Innenstadt aufbaute und damit das Befahren der Innenstadt noch unattraktiver machte, als es sowieso schon ist. Im Verlauf des Jahres und vor allem bis kurz vor der Bundesfeier zum Tag der Deutschen Einheit am 03. Oktober 2017 hatten Mainzer Bürgerinnen und Bürger oft das Gefühl, dass sich in der Stadt weniger Verkehr tummelt als sonst.

Hier ein paar ausgewählte NO2-Konzentrationswerte in der Stadt Mainz aus dem Jahr 2017:

14.10.2017 15Uhr  326 µg pro m3

14.10.2017 14Uhr  170 µg pro m3

20.09.2017 20Uhr  135 µg pro m3

09.09.2017 14Uhr  205 µg pro m3

09.09.2017 15Uhr  216 µg pro m3

22.01.2017  21Uhr  171 µg pro m3

20.01.2017  18Uhr  158 µg pro m3

20.01.2017  09Uhr  147 µg pro m3

Die schlechte Luft in der Stadt der Mainzelmännchen – mit NO2-Konzentrationen über dem erlaubten Maß – lässt die Ampel auf ROT stehen. Bildrechte: pixel2013 auf Pixabay 3612484_1920