Klassische Musik in großartigen Konzert- und Opernhäusern Zentraleuropas – Teil 2: Mozarts Requiem im Opernhaus von Wrocław

Wrocław bzw. Breslau | analogo.de – Lesen Sie hier Teil 2 unserer Sommerserie Klassische Musik in großartigen Konzert- und Opernhäusern Zentraleuropas und fühlen Sie mit uns nach, welche musikalischen und kulturellen Elemente die Völker Zentraleuropas verbindet. Am Karfreitag 2024 besuchen wir die Opera Wrocławska, also das Opernhaus von Wrocław, und freuen uns auf einen außergewöhnlichen Musiktheaterabend. Oft stehen hier Klassiker aus dem beliebten Opernkanon auf dem Programm. Lucia di Lammermoor, Carmen oder Don Giovanni. Heute aber hören wir das hier seit einigen Jahren inszenierte Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart in d-Moll (KV 626). Der ANA LOGO Long Read.

Lesezeit: 10 Minuten

Bevor wir zum eigentlichen Programmpunkt des Tages kommen, Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem, zunächst ein paar vorbereitende Gedanken. Es gibt auch ein „Polnisches Requiem“ von Krzysztof Penderecki. Während Wrocław nach Wien schielt, wo Mozart sein Requiem komponierte, wollen die Deutschen in Stuttgart wissen, was die polnische Geschichte umtreibt. Und lassen dort im Jahre 1984 Penderecki sein Requiem uraufführen.

Hierin besingt der polnische Komponist große Helden und Opfer der polnischen Geschichte. Und doch sagt Penderecki, er schreibe keine politische Musik. Am Beispiel seiner threnodischen Klagelieder für die Opfer von Hiroshima bemerkt er, seine Musik sei abstrakt zu verstehen. Auch sein Requiem sei bestimmten Personen und Ereignissen gewidmet. Die Musik habe eine umfassendere Bedeutung.

Erst 20 Jahre später ertönt sein Werk in seinem eigenen Heimatland. Ein völkerverbindendes Wesenselement ist es also, immer mal zu schauen, was die anderen so machen.

Nun befinden wir uns hier und heute in einem sehr katholischen Polen. Die Künstliche Intelligenz-Software ChatGPT befragt, was das Bemerkenswerteste an jedem Land in Europa sei, gibt für Polen Papst Johannes Paul II. an. Mit Deutschland und Tschechien verbindet ChatGPT das Thema Bier (Oktoberfest und Pilsner) – und zu Österreich Mozart.

Vielleicht hören wir heute also Mozart, weil Karfreitag ist und obendrein Polen ein immer noch gläubiges Land? Zumal Penderecki seine Musik nicht allzu religiös oder politisch verstanden wissen wollte, sondern eher abstrakt.

Im Laufe des Tages besuchen wir den imposanten Dom zu Wrocław. Mit uns schreitet eine Gruppe junger Leute durch das Portal. Ein Mann trägt an Karneval erinnernde rote Teufelshörner auf dem Kopf. Gläubige warten in einer 30 Meter langen Schlange geduldig vor dem Beichstuhl. Wieder draußen haben alle Geschäfte geöffnet.

All das in Deutschland undenkbar. Ein Teufelchen im karfreitäglichen Dom wäre in diesem Land gegen jede Sittenvorgabe. Auch wären die Geschäfte im weniger christlichen Deutschland am „heiligen“ Karfreitag nicht geöffnet. Und ferner würden sich in Deutschland niemals so viele Menschen die Beichte abnehmen lassen, mit oder ohne Teufelchen.

Ein kulturvergleichender Hinweis auf die Humorlosigkeit der Deutschen und gleichzeitig einen überproportional politischen Einfluss der Kirche in Deutschland, die schon längst keine echte Basis mehr bei den Menschen hat. Jedenfalls gut zu sehen, wie die Zweisamkeit von Weltlichem und Religiösem hier nebeneinander stehen und nicht – wie im Iran und in Deutschland – zu Machtzwecken missbraucht werden.

Der gotische Dom zu Wrocław. Bildrechte Rainer Winters

Wieder draußen, scheint die Sonne und die Menschen flanieren in aller Gemütlichkeit entlang der Oder. Auch sonst hat die Stadt viel zu bieten. Gegenüber der Kathedrale weitere großartige Architektur – und wieder im Einflussbereich der Kirche: Das Metropolitane Höhere Seminar, sprich die Katholische Priesterhochschule.

Katholische Priesterhochschule = Metropolitanes Höheres Seminar von Wrocław. Bildrechte: Rainer Winters

Überhaupt ist die Innenstadt von Wrocław ein einziges Schmuckstück. Seit Wrocław vor acht Jahren Europäische Kulturhauptstadt war, hat das kulturelle Leben in der Stadt eine Aufwertung erfahren. Alleine der Neubau des benachbarten Nationalen Musikforums verschlang über 100 Millionen Euro.

Schräg gegenüber thront das altehrwürdige Hotel Monopol, seinerseits „die Perle Niederschlesiens“.

Hotel Monopol in Wrocław. Im Hintergrund die Kirche St. Dorothea, Wenzel und Stanislaus. Bildrechte: Rainer Winters

Direkt daneben steht das altehrwürdige Opernhaus, die elegante Perle unter den Schmuckstücken Wrocławs. Unser Ziel ist erreicht.

Im Operncafé wird Kuchen und Kaffee gereicht. Alles läuft entspannt, gänzlich anders als etwa in der stressigen Staatsoper von Wien, wo man seinen Kuchen am besten vorbestellt, will man in der Pause einer ellenbogen-bewehrten Schickeria zuvorkommen.

Das Wrocławer Operncafé schmückt außerdem ein echter Bösendorfer-Flügel. Welch kultureller Glanz. Einen Bösendorfer im Operncafé, das hat nicht einmal das elegante Operncafé des Teatro San Carlo in Neapel. Und erst recht nicht das nüchterne 70er Jahre Operncafé der Bayerischen Staatsoper.

Wir geben unsere Garderobe ab, für dessen Service wir nicht bezahlen müssen. An den Sitzplätzen angekommen, fällt gleich auf, wie großzügig die Sitzreihen angeordnet sind. Von so viel Fußraum kann man in den meisten großen Opernhäusern wie dem Royal Opera House Covent Garden Londons nur träumen.

Der Anblick der vier Ränge ist eine Wonne. Die 1.600 Sitzplätze des schönen Theaters sind nicht komplett belegt. Im Publikum sitzen viele junge Musikbegeisterte unter 35 Jahren.

Ein Vergleich verschiedener Requiems

Was dürfen wir nun erwarten? In der Fassung von Mozarts Requiem hören und sehen wir die folgenden Abschnitte:

1. Introitus mit dem Requiem aeternam
2. Kyrie
3. Sequentia mit dem Dies irae, Recordare und Lacrimosa
4. Offertorium mit dem Domine Jesu Christe
5. Sanctus
6. Benedictus
7. Agnus Dei
8. Communio mit dem Lux aeterna

Ein Schwenk zu Penderecki: Der große polnische Komponist wählte ein ähnliches Format. Nur der Nutzen war ein anderer. Mozarts Requiem war eine Auftragsarbeit des Reichsgrafen von Walsegg – als Totenmesse zum Jahresgedächtnis seiner verstorbenen Frau. Auch Penderecki erhielt einen initiellen Auftrag für das Werk, welches er allerdings später zu einem ordentlichen Requiem ausweitete.

Das Lacrimosa widmete Penderecki dem Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa, von dessen Gewerkschaft Solidarność er den Auftrag zur Komposition des ersten Teilstückes erhielt. Das Agnus Dei widmete er Kardinal Stefan Wyszyński, dem vom kommunistischen Regime 1953 ins Gefängnis gesteckten Nationalheld Polens. Das Recordare dem seliggesprochenen Pater Maximilian Maria Kolbe, der 1941 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde und das Dies irae den Opfern des Warschauer Aufstandes vom August und September 1944. Ein weiteres Teilstück widmete er den Opfern des russischen Massakers von Katyn von 1940. Und noch viel später fügte er seiner Komposition eine Chaconne bei, die er Papst Johannes Paul II. widmete.

Wrocław will sich religiös verstanden wissen

Während das Polnische Requiem Pendereckis also die Leiden Polens auf den Punkt bringt, ist der Ansatz im Mozart-Requiem ein anderer. Das in der Opera Wrocławska gereichte Programmheft schreibt, Mozarts Requiem sei neben Bachs Messe in c-Moll und Beethovens Missa solemnis das einzige wahre Werk, welches sich der Verweltlichung religiöser Musik seiner Zeit verweigert hatte.

Nun ist das ja so eine Sache mit der Religion und weltlichen (politischen) Dingen. Beide scheinen ja nicht wirklich ohne den anderen zu können. Die Russen spielten Mozarts Requiem zum ersten Jahrestag der Oktoberrevolution und gleich nochmal zum 100. Geburtstag von Karl Marx. Der Wiener Musikverein veranstaltete ein Requiem (nicht das Mozartsche) für sein ausübendes Mitglied Franz Schubert, als der gestorben war. Im Salzburger Dom wurde Mozarts Requiem zu Mozarts 100. Todestag gespielt, was bei allem Tode doch eine sehr weltliche Huldigung war. Selbsterklärlich aber auch, dass Requiem Todesmessen an Trauertagen wie Allerseelen gespielt werden oder ganz allgemein auf Beerdigungen.

Wer hat nicht alles ein Requiem komponiert? Über 6.000 Versionen listet die Seite Requiem Survey auf. Da wir alle einmal sterben, liegt es nahe, dass sich viele Komponisten mit dem Thema einer Totenmesse beschäftigten. Neben Mozarts Requiem kommt das Requiem von Giuseppe Verdi häufig zur Aufführung, so wieder einmal am vergangenen Ostermontag im Opernhaus von Zürich.

Benjamin Britten komponierte das War Requiem zum Leid des Krieges, ebenso wie Penderecki und Arthur Honegger mit seiner Symphonie Liturgique. Johannes Brahms verewigte sich mit seinem Deutschen Requiem und Hans-Werner Henze widmete Che Guevara seine Totenmesse mit dem Titel Das Floß der Medusa.

Und doch sollte man sich vielleicht nicht zu viel mit Requiems beschäftigen. Die Wahrscheinlichkeit des eigenen Todes scheint dabei zu steigen. Ob man bei der Thematisierung des Todes jenem ein Stück näher rückt, womöglich durch die Resorption der mit dem Tod verbundenen niederfrequenten Schwingungen? Mozart jedenfalls starb über der Komposition seines Requiems, er stellte es nicht fertig. Sir John Tavener erlitt im selben Jahr (1980) einen Schlaganfall, in dem er seine Todesmesse Akhmatova: Rekviem zum Abschluss gebracht hatte.

Menschen schauen bekümmert drein, wenn es um den Tod geht. Mozarts Requiem wurde zwar nicht für den Tanz geschrieben, aber die Opera Wrocławska integriert den Tanz ausgesprochen eindrucksvoll zu Orchestermusik und Gesang. Bildrechte: Opera Wrocławska

Der Tod ist eine schwere Sache, und so scheint es irgendwie auch natürlich, dass Mozart über sein Requiem verstarb. Nikolaus Harnoncourt, der Mozartprofi, sieht in seinem Requiem ein „einziges autobiographisches Werk Mozarts“. Auch der Komponist Ottorino Respighi verstarb über eine Oper, die viel mit dem Tod (und der Vergewaltigung von Frauen) zu tun hat. Wir werden später in unserer Sommerserie über die Aufführung dieser Oper namens Lucrezia berichten, in einer April-Produktion des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper im Cuvilliéstheater von München. Mozart und Respighi ist gemein, dass andere Leute ihr letztes Werk vollendeten.

Das Programmheft stellt zur Diskussion: Ist dieses Requiem Eine Kontemplation des Todes oder eine Affirmation des Lebens? Gehts nach dem Tod (immer) weiter? Ein in Polen weit verbreiteter Glaube, der auf dem Katholizismus fußt und in Polen stärker ausgeprägt sein dürfte als in irgendeinem anderen Land Europas.

Tod und Leben, schwarz und weiß, leer und voll, Vorhang hoch und Vorhang runter.

Der Vorhang hebt sich, 40 weiß gewandete Tänzer erstehen geisterhaft auf, liegen dann kraftlos am Boden. Nebel ziehen auf, der weiß gewandete Chor setzt ein. Der Beginn eines dramatischen Ballettabends.

Requiem Tanzszene in blau. Bildrechte: Opera Wrocławska

Nun stehen 20 Tänzer in der Mitte der Bühne, ihre Bekleidung in weißen und grauen Tönen. Es geht um den Tod und das Licht, die Kostümwahl von Kostümbildner Otto Bubeníček hätte kaum stimmungsvoller sein können. Auch die Licht- und Schatteneffekte von Olga Skumiał sind perfekt gesetzt.

Ans Ballett hatte Mozart nicht gedacht, als er sein Requiem komponierte. Erst als sich im 19. Jahrhundert die deutsche und französische Oper von der italienischen Oper emanzipierten, gingen die kulturbeflissenen Russen einen Sonderweg und hoben das ehemals französische Hofballett in den Rang von Gesang und Text. So könnte man es deuten: Mit den Ballett-Elementen erleben wir heute abend auch einen Touch Russlands.

Der Chor versucht den am Boden liegenden Tänzern beim Aufstehen zu helfen. Es will nicht klappen, weil sie nicht menschlich sind. Das Kyrie beendet die ersten genialen Eindrücke des Abends, Kyrie eleison, Christe eleison, Herr erbarme dich. Für diese Stelle gewohnt dynamisch forsche Orchestertöne, dirigiert von Maciej Tomasiewicz.

Weiter gehts. Die Vokalsolisten des Abends bleiben überwiegend im Verborgenen, den Tänzern gehört wieder die Bühne. Hin und wieder schillert die geradezu kastratenhohe Tenorstimme durch, dann eine starke Alt- und auch Mezzosopranstimme. Dennoch, die Solisten stehen heute nicht im Mittelpunkt.

Das nächste Bild: Eine weiße Bühne wechselt ins Graugrüne. Dann: Eine neon-blaue Schneelandschaft so kalt-melancholisch wie die ewige Hoffnung auf die Wiedergeburt. Chor und Orchester erwartbar kräftig beim Dies irae, dem Tag des Zorns. Die Pirouetten zum Jüngsten Gericht lenken ein wenig ab. Gesang und Orchester hätten es hier wahrscheinlich auch getan.

Mit den Tanzelementen der international wirkenden Ballettdirektorin Malgorzata Dzierzon zieht das kontrolliert Ekstatische in die Totenmesse Mozarts. Dionysisch interpretierte Rauschzustände im Crossover mit religiösem Sujet.

Requiem Tanzszene in grün. Bildrechte: Opera Wrocławska

Das nächste Bild: Zwei Tänzer heben eine Frau hoch, positionieren sie wie Jesus in der Mitte. Sie zappelt. Ein Körper wird über einen Tunnel aus Menschen geführt. Die szenische Tanzschrift von Dagmara Walkowicz visuell verlockend. Wo liegen wir bei der Musik?

Die Bühne ordnet sich neu, Neuformation der Tanzenden mit Zehenspitzen-Tremolo. Der kräftige Männerchor der Chormeisterin Anna Grabowska-Borys setzt ein, ein Engelschor von Frauen antwortet. Beim Lacrimosa stehen sieben Figuren auf der Bühnenrampe, 20 weitere im Halbkreis um die zentrale Tänzerin. Ein Halbkreis wie der Rand eines tränenreichen Auges (sic lacrimosa).

Die Musik bewegt, der Text macht es deutlich: Voller Tränen wird der Tag sein, wenn aus der Asche, der schuldige Mensch gerichtet wird, darum verschone ihn, o Gott, barmherziger Herr Jesus, gewähre ihnen ewige Ruhe. Der Chor endet mit einem unvergesslich langgezogenen Ameeeeen.

Szenenwechsel. Im Offertorium sehen wir ein wärmlich-gelbes Bühnenbild. Aufgeregter Gesang, auf der Bühne alles in Bewegung. Bap^bap^bap^bap __ bap. Offiziell sollen jetzt Messbrot und Messwein vorbereitet werden. Zugegeben, Mozart bzw. sein Werksvollender Franz Xaver Süßmayr drehen hier ein wenig auf. Nur die Ruhe, möchte man sagen. Doch die Tänzer verstärken Gesang und Musik. Auch hier bewirkt der Tanz eine Überbetonung des Sujets. Dennoch, kitschig kommt es nicht rüber.

Auf dem Rampenkreuz setzt Regen ein. Zwei Tänzer schreiten bedächtig über die Bühne. Im Hintergrund dreht ein Mann eine Pirouette. Nun liegen alle auf dem Boden. Das Leben zwingt uns oft auf den Boden, aber wir können entscheiden, ob wir liegen bleiben.

Ein Tänzer zieht die Jacke aus, dann die Hose, jetzt steht er nur noch in einer Unterhose da. Ist das der Opfergang des Offertoriums für den erbetenen Übergang aus dem Tod zurück ins Leben? Sich allem entledigen, und neu beginnen?

Das Saaaanctus folgt, Nebel steigen auf, Trommelwirbel. Die Trompeten schmättern ihr tatatata.

Im folgenden Benedictus wird Gott gepriesen, weil er sein Volk „besucht“ und ihm Erlösung verschafft hat. Das können nur Götter. Es gibt Komponisten, die das Benedictus in den Mittelpunkt stellen, so zuletzt der Brite Carl Jenkins bei seinem Jubiläumskonzert zu seinem 80. Geburtstag in der Royal Albert Hall. Mozarts Benedictus ist anders, kürzer, kein Höhepunkt des Abends wie in der Albert Hall.

Carl Jenkins am 10. März 2024 bei seinem Jubiläumskonzert zum 80. Geburtstag in der Londoner Royal Albert Hall. Bildrechte: Rainer Winters

Hier aber folgt nun das Agnus Dei, ein szenografischer Höhepunkt des Abends. Die Tänzer bauen eine Pyramide aus Tänzern. Und dann, plötzlich, erscheint eine Frau im roten Kleid. Die erste intensive Farbe des Abends. Agnus Dei, das Osterlamm Gottes, Jesus ist auferstanden. 

Die Tänzerin kniet sich auf die Kreuzrampe, ihr Tanz ganz hinreißend. Wie flache Leichen werden fünf Tänzer hochgehalten. Welch eine Choreographie von Jacek Tyski.

Endlich die Communio. An einem kurzen Opernabend bewegen wir uns dem Ende zu. Möge das Ewige Licht auf sie scheinen, der Chor prägnant. Die Pauken geben ihren Teil dazu: Pam, pam, pam, pam. Die Bühne wandelt sich in letzte lichtene Gelbtöne. Als ob sie abheben wollen, gleiten Sänger mit Flügeln über die Bühne. Plötzlich fallen alle 30 Akteure zu Boden. Broadway-Choreographie. Vom Feinsten.

Gewähre den Toten ewige Ruhe, o Herr, und möge das ewige Licht auf sie scheinen. Na ob die wohl Ruhe verspüren, wenn sie ewig lang von einem Licht bestrahlt werden? Oder ob sie am Ende deswegen wiedergeboren werden wollen?

Das letzte Bild: Gelbe Töne, die Sänger in grau-schwarz-weiß. Die Musik des Communio endet abrupt, 50 Power-Minuten sind zu Ende. Es war eine denkwürdige Musiktheaternacht in einem der großartigen Opernhäuser Zentraleuropas. Bewundernswert die Ausdauer und die akrobatischen Einlagen des Balletts.

Unser nächster Stopp ist die drittgrößte Stadt Tschechiens. Im wunderschönen Antonín-Dvořák-Theater von Ostrava bzw. auf deutsch Mährisch Ostrau erwartet uns die Oper Der Kuss von Bedřich bzw. Friedrich Smetana. Mit dem Kuss erwartet uns weniger ein religiöses Sujet als ein ganz und gar volkstümlich weltliches Musiktheater.

Bleiben Sie dran.

Graziles Opernballett-Ensemble der Opera Wrocławska zu Mozarts Requiem KV 626. Bildrechte: Opera Wrocławska