Bistum Mainz mit antidemokratischen Avancen – Streichung von Geldern droht

Mainz | analogo.de – Das katholische Bistum Mainz und seine Mitglieder zeigen zunehmend antidemokratische Avancen bei ihren mannigfaltigen Eingriffen in die große Politik. Wie sich in einer aktuellen Entwicklung in Rheinland-Pfalz abzeichnet, wird die Streichung von Steuermitteln immer wahrscheinlicher. Die bevorstehenden Bundestagswahlen im September 2017 scheinen die reformatorischen Schritte zu beschleunigen. Ein Bericht von analogo.de.

Mit dem Einzug der Partei Alternative für Deutschland als mit Abstand drittstärkste Partei (12,6 %) in den Landtag von Rheinland-Pfalz sucht die Politik in diesem Teil Deutschlands verstärkt nach Einsparmöglichkeiten für die marode Finanzklemme des Landes. In einer Landtagsdebatte forderte die AfD jüngst die großzügigen Geldströme vom Land an den Landesjugendring zu drosseln. Auch katholische Jugendorganisationen sehen ihre Pfründe gefährdet. Prompt reagieren nun Kirchenvertreter, und erklären die vorschlagende Landtagspartei zur Unberührbaren bzw. Paria.

In einer aktuellen Pressemeldung beschwert sich der Bundestagskandidat der AfD, Sebastian Münzenmaier, dass die Jugendorganisation Katholische Studierende Jugend Mainz (KSJ) alle Parteien außer der AfD zu einer Podiumsdiskussion ins Mainzer Haus der Jugend eingeladen habe. Münzenmaier vermisst bei den akademischen Vertretern der Kirche Demokratieverständnis. Es zeigt sich einmal wieder, dass ausgerechnet universitär gebildete Menschen – gleich welcher Couleur – die unfairsten Machtspiele mit Bravour meistern. Die AfD hat angekündigt mit einer kleinen Anfrage im Landtag feststellen zu lassen, wie die Landesregierung die Förderung des Projektes unter dem Aspekt der Ausgrenzung einzelner Parteien bewertet.

Ein höherrangiger Referent des Bistums Mainz erklärte der Redaktion von analogo.de auf telefonische Anfrage, die AfD müsse sich nicht wundern, wenn die Kirchenorganisationen sie nicht mehr einladen, denn die Partei habe im Landtag beantragt die Gelder für den Jugendring zu streichen. Der Referent wollte lieber anonym bleiben, und auch die bistümlichen Pressesprecher Tobias Blum und Alexander Matschak verweigerten uns – nach alter kirchlicher Tradition der Verheimlichung – ihre offizielle Stellungnahme.

Unüberhörbar spielt die Mainzer Kirche ihre Lieblingsmelodie: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, um mit der Hymne fortzufahren: „Wie Du mir, so ich Dir“. Wer für die Kirche arbeitet, steht unter dem Diktat des gesonderten Arbeitsrechts der Kirchen. Kirchen sind steuerzahlerfinanziert, bilden aber mit Gnaden der CDU und CSU einen Staat im Staat. Die Alt-Parteien um Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU) gewähren den Kirchen die Lobpreisung ihrer Lieblingsmelodien. Im Lichte der Bundestagswahl im September 2017 bedeutet der angestimmte Kanon, unter den Sympathisanten die Willensbildung zu steuern. Wenn die Kirche zahlt, haben die offenherzigen Studenten das vorgelegte Dosenfutter (i. e. nur die selektierten kirchenfreundlichen Parteien) zu fressen. Es wird brenzlig für die finanziell gut Versorgten der Kirche, und das kirchliche Kampfmaß heißt NICHT BERÜHREN und Ausgrenzung.

Dabei ist das Bistum Mainz de facto steinreich und könnte die Streichung von Fördergeldern selbst ihrer eigenen assoziierten Jugendorganisationen gut verkraften. Außer der KSJ kümmert sich das finanzstarke Bistum um ihre Schäfchen etwa der Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens, der Katholischen Jungen Gemeinde, der Katholischen Landjugendbewegung, der Kolping Jugend, der Pfadfinderinnenschaft St.Georg, der DJK Sportjugend, der Malteser Jugend, der Deutschen  Pfadfinderschaft Georg oder der Jungen Aktion der Ackermanngemeinde. Geld scheint keine Rolle zu spielen. Gleichzeitig ist das Land Rheinland-Pfalz pleite und muss an allen Ecken und Enden sparen. Der Vorschlag der AfD erscheint vor diesem Hintergrund sehr pragmatisch.

Von Staats wegen sind Bürger in Deutschland zum Zahlen einer hohen Kirchensteuer verpflichtet, sofern sie offizielles Mitglied einer Kirchengemeinde sind. Da die Kirchenmitgliedschaft von den meisten Eltern traditionell nicht in Frage gestellt wird, erhalten die Kirchen in Deutschland jährlich rund zehn Milliarden Euro an Steuergeldern. In Städten wie Köln oder Mainz führt der historisch verteidigte Geldstrom dazu, dass die Kirchen große Teile der Altstadt besitzen. Das Kölner Erzbistum besitzt zum Beispiel mindestens mehr als drei Milliarden Euro an Immobilien und Wertpapieren – laut Spiegel eine konservative Rechnung. Durch den großzügigen Quell an Steuergeldern leisten sich die Kirchenobersten christliche Tagungshäuser wie das Kölner Maternushaus oder den Mainzer Erbacher Hof in der Größenordnung von Hunderten Millionen Euro!

Laut dem Sozialwissenschaftler Carsten Frerk ist die katholische Kirche mit 8.250 Quadratkilometern Grundeigentum der größte private Grundbesitzer in Deutschland. Die Frankfurter Neue Presse hat gut zusammengefasst, wo die Kirchen überall absahnen. Das Bistum Mainz besitzt nicht nur einen gewichtigen Anteil an Altstadtimmobilien, sondern spielt auch an der Börse. Es verwundert kaum, dass die Finanzierung der Kirchen von Parteien wie den Piraten, der LINKE oder der AfD immer mehr in Frage gestellt wird.

Zur Dysbalance von abgebrannter Landeskasse und steinreicher Kirche kommt nun erschwerend hinzu, dass die mit Steuermitteln gut versorgten Kirchen zunehmend antidemokratische Avancen aufzeigen. Indem die KSJ entschieden hat, alle Parteien außer der AfD zum Willenbildungsprozess einzuladen, stoßen sie die AfD aus. Nach dem Philosophen Max Weber waren auch die Juden ein Volk der Ausgestoßenen. Die Philosophin Hannah Arendt erklärte, warum Gruppen zu Unberührbaren werden: Sie seien revolutionär (lat. revolutio für Kehrtwendung) in der Gesellschaft, würden wegen ihres Andersseins zum Außenseiter gemacht und daher von der Gesellschaft verachtet. Obrigkeitshörige Deutsche tun sich traditionell schwer mit Menschen und Organisationen, die die Dinge verändern bzw. Alternativen aufzeigen wollen. Das Vorstandsmitglied der Alternative für Deutschland, Armin Paul Hampel, hatte auf dem letzten Parteitag in Köln dafür plädiert, der Staat solle für die Kirchen künftig keine Steuer mehr einziehen. Und schob nach, alle christlichen AfD-Mitglieder sollten am besten aus der Kirche austreten, so berichtet die Frankfurter Neue Presse.

Genau 500 Jahre nach der fortschrittlichen Kirchenspaltung durch Martin Luther stehen die deutschen Kirchen vor einer erneuten Reformation. Genau wie zur berühmten Reformation im Jahre 1517 geht‘s auch im Jahre 2017 nur ums Geld. Die Kampfesmuster der katholischen Kirche der Jahre 1517 und 2017 zeigen dabei offensichtliche Parallelen und der Streit wird – ebenso wie bei der Reformation durch Martin Luther – wieder in Rheinland-Pfalz ausgetragen. Lese hierzu in Kürze unseren Folgebeitrag.

Der amtierende Kaiser des Heiligen Römischen Reiches zur Zeit der Französischen Revolution hieß Leopold. Zuvor hob er als Herzog von Österreich dieses Kloster San Galgano auf, weil er der Aufklärung zugetan war. Aufklärung und Kirche passen auch heute, 230 Jahre später, noch nicht zusammen. Bildrechte: Skitterphoto auf Pixabay 1610962_1920
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