LandesAStenKonferenz (LAK) Rheinland-Pfalz fordert Erwartungshorizonte vor Prüfsituationen

Birkenfeld, Mainz | analogo.de – Die Studierendenvertretungen von Rheinland-Pfalz haben auf der letzten Sitzung der LandesAStenKonferenz (LAK) in Birkenfeld beschlossen dem gestiegenen Druck während des Studiums entgegenzutreten. Die gewählten Studierendenvertretungen verabschiedeten am 18. Mai 2017 die generelle Forderung nach transparenteren Prüfverfahren. Die hohe Prüfdichte im Bachelor- und Mastersystem verlange nach mehr Transparenz. Konkret fordern die Studenten die Einführung von Erwartungshorizonten vor Prüfsituationen. analogo.de veröffentlicht den kompletten Text der Erklärung:

„Immer wieder kommen Studierende zu ihren Vertretungen und klagen über intransparente Prüfverfahren. Die Situationen können dabei vielfältig sein. Gegebene Antworten in Klausuren zählen nicht oder werden niedriger bewertet, die erreichbare Punktzahl für eine Frage ist nicht ersichtlich, das Thema der Hausarbeit wurde verfehlt oder Fragen, die nicht Teil des Moduls waren, werden gestellt.

Möchten Studierende anschließend erfahren welches eine richtige Lösung gewesen wäre, ist dies in der Nachbesprechung möglich. Dabei kommt es vor, dass ihnen nur mangelnde Auskunft erteilt wird oder Antworten verlangt wurden, die aus der Fragestellung nicht hervorgingen. Einwände können anschließend unter vier Augen geklärt werden oder gehen vor den Prüfungsausschuss. Dort hat der Studierende wenig in der Hand, da die erwarteten Antworten nachträglich gegen seine Gunst angepasst werden können. Die hohe Prüfdichte im Bachelor- und Mastersystem verlangt nach transparenten Prüfverfahren, weswegen die LandesAStenKonferenz Rheinland-Pfalz sich für die Einführung von Erwartungshorizonten vor Prüfsituationen ausspricht.

Diese Erwartungshorizonte sollen den Studierenden Klarheit über die ihnen gestellten Anforderungen geben. Aus ihnen sollte ersichtlich sein, welche Inhalte und Kriterien erfüllt seien müssen um eine Prüfung mit der vollen Punktzahl zu bestehen. Von KritikerInnen wurde gewarnt, dass nicht alle richtigen Antworten in einem solchen Horizont genannt sein können und somit zu Nachteilen für die Studierenden führen könnten. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass DozentInnen immer noch frei entscheiden können, wofür sie zusätzlich Punkte vergeben möchten. Die Erwartungshorizonte müssen nach den Klausuren bei den Prüfungsämtern einsehbar sein und sollen im Streitfall den Prüfungskommissionen als Grundlage für eine faire Entscheidung dienen. Wir erwarten von diesem Schritt die aufgeführten Probleme nachhaltig einschränken zu können und erhoffen uns zusätzlich die Anerkennung von Studienleistungen hochschulübergreifend zu vereinfachen.“

In den nächsten Tagen finden bundesweit Bildungsproteste unter dem Motto „Lernfabriken meutern“ statt. Zur Demokratisierung der Universitäten gehören auch transparentere Prüfverfahren. Rheinland-Pfalz hatte zwar zum 01. Januar 2016 ein Transparenzgesetz eingeführt, welches ausdrücklich die Universitäten zu mehr Transparenz verpflichtete. Die Erfahrungen der ersten 18 Monate zeigen jedoch, welche Anstrengungen ausgerechnet die Bildungsstätten und SPD-geführten Ministerien des Landes unternehmen um dem Gesetz auszuweichen. Der richtungsweisende Beschluss der LAK kann zum jetzigen Zeitpunkt als klare Aufforderung an die Verantwortlichen verstanden werden mehr Demokratie und Transparenz ins deutsche Bildungswesen zu bringen.

Die LandesAStenKonferenz Rheinland-Pfalz vertritt die folgenden Universitäten und Hochschulen: TH Bingen, HS Kaiserslautern (Standort Zweibrücken), HS Kaiserslautern (Standorte Kaiserslautern & Pirmasens), HS Mainz, HS Worms, HS Koblenz (RheinAhrCampus Remagen), HS Koblenz (RheinMoselCampus Koblenz & Westerwald Campus Höhr-Grenzhausen), HS Ludwigshafen, HS Trier (Standort Trier), HS Trier (UmweltCampus Birkenfeld), TU Kaiserslautern, Uni Koblenz-Landau (Campus Koblenz), Uni Koblenz-Landau (Campus Landau), Uni Mainz, Uni Trier, FTSK Germersheim (Uni Mainz), Cusanus HS und Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften (DUfV) Speyer.

Zwei weitere Beiträge zum Thema finden sich unter anderem hier:

Universität Koblenz-Landau Prüfungstransparenz: Studenten legen Forderungskatalog vor

Transparenzgesetz RLP protegiert Kulturwandel an Hochschulen

Die Studierendenvertretungen von Rheinland-Pfalz tagen in einem demokratischen Plenum einer sogenannten LandesAStenKonferenz. Irgendwann einmal wird aus den Jungpolitikern vielleicht einmal ein Berufspolitiker, der in Plenarsäle wie diesen hier im Hamburger Rathaus einzieht. Bildrechte: David Mark auf Pixabay 572776_1920 II
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