JGU Universitätsbibliotheken – Schlimmer als im Kommunismus

Mainz | analogo.de – An der Johannes Gutenberg-Universität von Mainz herrscht Chaos bei der Betreuung in den Bibliotheken, was für die Studierenden einen erheblichen Nachteil für ihr Studium bedeutet. Wer bei der Nutzung der Kopierer und Scanner in der Bibliothek auf technische Probleme stößt, scheint auf sich alleine gestellt zu sein. Wer etwa in der Bereichsbibliothek Rechtswissenschaften/Biologie mit der Bedienung der Kopier- und Scanfunktionen nicht zurechtkommt, erfährt von den dortigen Mitarbeitern man solle (aus der Bibliothek heraus?) die Fremdfirma LaserHost anrufen. Auf den Geräten steht nur eine Telefonnummer, nicht einmal der Name der Fremdfirma. Natürlich ist der Techniker der Firma nie vor Ort, wenn er gerade gebraucht wird.

Vom Bibliothekspersonal ist zu verschiedenen Besuchszeiten zu vernehmen, dass man als Aufsichtspersonal und Fachpersonal die Anweisung habe nicht einmal bei der Wiederinbetriebnahme oder bei klemmendem Papier behilflich zu sein. Wenn sich Studierende gar nach 20 Uhr an das Aufsichtspersonal wenden, dürfe man nicht einmal ein klärendes Telefonat führen. Ein Besuch der Universitätsbibliotheken wie ein Hauch von Kommunismus. Anlass für analogo.de zur Recherche.

Auf Nachfrage zum Stichwort Kommunismus lacht ein Bibliotheksmitarbeiter: Schlimmer als im Kommunismus sei es hier, denn im Kommunismus kämen die Anweisungen immerhin noch von oben. Hier wäre es so, dass sich nicht einmal „oben“ einer zuständig fühle. Wir fragten „oben“ nach und bekamen nur das Allerbeste zu hören. Oliver Eberlen von der Abteilung Marketing und Kommunikation der Universitätsbibliothek Mainz antwortete uns heute, die Geräte sollten allen Nutzerinnen und Nutzern während der Öffnungszeiten zur Verfügung stehen.

Wer durch die Bibliotheken läuft, findet jedoch an allen Ecken und Enden funktionsuntüchtige Geräte. Das Wort SOLLTE des Herrn Eberlen muss man so übersetzen, wie man es ansonsten auch übersetzt – mit SOLLTE = MÜSSEN WENN MAN KANN. Eberlen will anscheinend zu Verstehen geben, dass die Bibliotheken nicht können und stellt klar, dass sich manche Probleme an einer so großen Universität wie die Johannes Gutenberg-Universität Mainz nicht immer sofort lösen lassen. Ein Satz, der sich so anhört, als ob es die Probleme erst seit gestern gibt.

Eberlen stellt weiter klar, dass die Bibliothek seinen Nutzerinnen und Nutzern bis tief in die Nacht Gelegenheit bietet vor Ort in der Universität zu lernen und zu arbeiten. Ein solches Angebot habe aber seinen Preis und bittet um Verständnis, dass die Bibliotheksleitung ihren Service abends und nachts nicht im vollen Umfang anbieten könne. Eberlen weicht hier der Problematik aus, dass die Geräte tagsüber und abends bei Bedarf nicht funktionsfähig sind. Das Bild der Zustände, die schlimmer sind als im Kommunismus, scheint sich zu verfestigen.

Nun überrascht die Bibliotheksleitung, die Eberlen konsultiert habe: Es gebe definitiv keine Anweisung an Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, bei technischen Problemen nicht zu unterstützen. Im Gegenteil, sie werden im Rahmen ihrer Möglichkeiten sogar darin bestärkt, schnell und unkompliziert zu helfen, auch bei nicht-bibliothekarischen Problemen wie z. B. mit Kopierern und Scannern. Bei technischen Fragen sei allerdings das Zentrum für Datenverarbeitung (ZDV) der Universität zuständig. Unterstützung und Hilfe erhalte man auf dessen Website www.zdv.uni-mainz.de, über die eigene Hotline oder persönlich vor Ort. Man erreiche die Kolleginnen und Kollegen dort von Montag bis Freitag zwischen 9:00 und 18:00 Uhr. Die kommunistische Verwirrung ist bestätigt, denn die Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind gleichzeitig zuständig und nicht zuständig.

analogo.de meint: Wenn am Schluss die Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Unklaren sind, ob sie bei technischen Defekten behilflich sind oder nicht, werden sie es im Zweifel sein lassen. Wenn Studierende in den Bibliotheken der JGU mit der Bedienung der Kopier- und Scanfunktionen nicht zurechtkommen oder die Geräte an sich defekt sind, bleibt es auf absehbare Zeit so. Denn kein Student wird einen Techniker der Vertragsfirma LaserHost anrufen, um adhoc das Gerät ans Laufen zu bekommen. Die Bibliotheksleitung weicht den offensichtlichen Problemen aus. Wie so häufig im Kommunismus offenbart sich hier eine festgefahrere Situation, die jegliche Motivation erstickt. Die Bibliotheksleitung hat offensichtlich ihre Mitarbeiter nicht informiert, welchen Service man offiziell anbietet. Möglich ist natürlich auch, dass die Bibliotheksleitung ihren Mitarbeitern anderslautende Anweisungen gibt als sie uns in ihrer Stellungnahme geschrieben hat. Oder sind die Mitarbeiter der universitären Bibliotheken wie so oft im Kommunismus gar störrisch, phlegmatisch oder offensiv behindernd? Diese Recherche bringt jedenfalls eines ans Tageslicht: Ein Hauch von Kommunismus wabert durch die Bibliotheken der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Der ASTA arbeitete übrigens heute nur bis 13Uhr und stand zum Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht mehr zur Verfügung.

Der Zustand an der Universitätsbibliothek der Johannes Gutenberg-Universität von Mainz: Schlimmer als im Kommunismus? Hier ein Symbolfoto. Bildrechte: User Free-Photos auf Pixabay 768426_1920
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