Warum Deutschlands Wasser schlechter ist als sein Ruf

Berlin | analogo.de – Dank den jährlichen UNESCO-Berichten World Water Development Reports wird deutlich, dass Deutschlands Wasserqualität im internationalen Vergleich nur auf Platz 57 rangiert (von 120 Ländern). Spätestens seit letztem Jahr ist auch klar, dass Deutschland den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Verbesserung der Wasserqualität nicht nachkommt. Deutschlands Politiker, Polizei und Vertreter der Jurisdiktion kneifen beide Augen zu. Alle Welt zeigt mit dem Finger auf Italien und Griechenland, weil sie ihre Finanzen so schludrig managen. Warum zeigen dieselben Personen nicht mit dem Finger auf Deutschland, weil hierzulande die Wasserqualität schludrig gemanaged wird?

Was sind die Gründe für die schlechte Wasserqualität in Deutschland? Ist unser Trinkwasser nicht eines der besten in der Welt? Einen der Hauptgründe verantworten unsere Landwirte. Sie düngen ihre Felder in einem solchen Maße, dass der geltende Grenzwert für die Nitratbelastung unseres Grundwassers gesprengt wurde. Von den Äckern fließen die Düngemittel nach starken Regenereignissen entweder direkt in die kleinen Bäche und mittleren Flüsse oder es versickert im Boden. Das gerne verwendete Düngemittel Ammoniumnitrat teilt sich im Boden: Während das Ammonium von den Pflanzen direkt aufgenommen werden kann, versickert das Nitrat größtenteils ins Grundwasser, welches wiederum vielen Gemeinden und Städten als Trinkwasserreservoir dient.

Die großen Flüsse haben dabei insgesamt eine relativ bessere Wasserqualität als die kleinen Bäche, denn bei ihnen „verwässert“ der Düngemittel- und Pestizidanteil. Das Problem liegt also bei den kleinen und mittleren Flüssen (Flüsse 1. und 2. Ordnung nach Strahler). Hinzu kommt die hohe Arzneimittel-Belastung von Deutschlands Wasser. Es wird nicht standardmäßig überprüft, weil es für Arzneimittel keine Grenzwerte gibt. Viele Substanzen sind biologisch und chemisch sehr stabil, so dass herkömmliche Methoden der Abwasser-Reinigung mittels Aktivkohle, Bakterien oder Chlorzugabe nur bedingt funktionieren. Nachdem Arzneimittel den Menschen mehr oder weniger gutgeholfen haben, entfalten sie ihre oft tödliche Wirkung in der Natur. So stören wenige Milliardstel Gramm an Östrogenstoff aus der weiblichen Pille das Paarungsverhalten von Amphibien, die wiederum als Tiergruppe am stärksten vom Aussterben bedroht ist. In Lebensgemeinschaften von Fischen gibt es entweder mehr Weibchen oder Männchen, so dass auch hier das Paarungsverhalten gestört wird. Der Mensch manipuliert mit Östrogenen sein eigenes Paarungsverhalten und zerstört durch diese Manipulation das Paarungsverhalten anderer Organismen.

Lade Dir hier den KATA LOGO Wasser – Grenzwerte im internationalen Vergleich runter. Du findest hier alle relevanten Grenzwerte aufgelistet, auch im internationalen Vergleich mit einigen ausgewählten Ländern. Als Praxisbeispiel einer deutschen Stadt findest Du hier die aktuellen Wasserwerte der Stadt Mainz. Am Beispiel der Nitratbelastung sieht man, wie unterschiedlich die internationalen Grenzwerte sind: Deutschland hat sich der WHO angepasst und den Grenzwert auf 50 Milligramm pro Liter gesetzt. Südafrika erlaubt 6 Milligramm, Indien 0,01017 Milligramm. Neuseeland als das wohl düngemittel-intensivste Land der Erde (pro Hektar) hat sich großzügigerweise ebenfalls den Maximalwert der WHO von 50 Milligramm gegeben. Das aktuelle Mainzer Trinkwasser verzeichnet 3,25 Milligramm pro Liter, liegt also ca. 300-fach über dem Grenzwert Indiens und bei ca. 50% des südafrikanischen Grenzwertes.

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Trinkwasser. Bildrechte: Moritz320 auf Pixabay 2634916_1920