Unhöflichkeit in Deutschland

Willkommen auf der analogo.de-Erklärseite für die weit verbreitete Unhöflichkeit in Deutschland. Was macht Deutschlands Autobahnen zu Kampfzonen? Es sind die Drängler auf der Überholspur, die dem Vordermann mit ihrem schwarzen Audi A8 oder BMW auf die Pelle rücken. Drängler erklären das schnelle Handeln zum Dogma und nehmen dadurch den Langsameren den Raum. Der sinnbildliche Hof der Höflichkeit wird zur schmalen Gasse, die keinen Raum lässt. Will sich aber Höflichkeit entfalten, müssen sich die Beteiligten Raum geben. Das Tempo jeglichen Miteinanders sinkt. Doch warum nehmen sich so viele Deutsche keine Zeit für ein höfliches Miteinander?

Deutschen geht der kulturell-historische Erfahrungsschatz der Königshöfe Britanniens oder Frankreichs ab, an denen sich hunderte Jahre lang die Höflichkeit zu Hofe entwickelte. Wenn sich Deutsche “Einen schönen Tag noch” wünschen, fühlt man den Formenzwang, nach dem der pseudo-höfliche Spruch soeben kolpoltiert wurde. Anders die Höflichkeit in Frankreich, wo sich die Persönlichkeit der Menschen im Gleichschritt mit einer selbstbewusst-natürlichen Höflichkeit entfaltet. Franzosen und Briten haben die Höflichkeit ererbt und können sie daher selbst unbewusst leben. Deutsche erhalten eine fast modisch anmutende Anweisung vom Chef höflich zu sein. Und wenn einige Deutsche den Modezwang als zu aufgesetzt empfinden, kehren sie nur allzu gerne in ihre Authentizitätsblase der Unfreundlichkeit zurück.

Da den Deutschen die Höflichkeit fehlt, tun sie sich mit der Freundlichkeit schwer. Die zunehmende Unfreundlichkeit in Großbritannien wird zumindest noch durch die ausgesprochene Höflichkeit der Briten gepuffert. In Deutschland ist die Unfreundlichkeit so weit gediegen, dass es aussieht, als ob sich viele Deutsche untereinander nur noch hassen. Der Hass rührt aus einem Nicht-mehr-aufeinander-Zugehen her, das wiederum mehrere Ursachen hat. Das von allen Seiten gepflegte Ausgrenzen bestimmter Gesellschaftsschichten wird bis zum täglichen Ausgrenzen des Nächsten kultiviert, über dessen Präsenz man sich doch eigentlich freuen könnte. So wünscht die Frau, die gerade zwei Personen verabschiedet, der ihr sympathischen Person zähnefletschend freundlich “Einen schönen Tag”, während sie die ihr unsympathische zweite Person links liegen lässt und mit selektiver Nichtbeachtung straft. Obwohl auf den ersten Blick höflich, outet sich die Deutsche als kleinherzige Vertreterin der Unhöflichkeit.

Was aus einem Mangel von Mit-Leidenschaft erwächst

Dabei wäre es so einfach, dem Hass mit einem Wesenszug zu begegnen. Ein Wesenszug, den man sofort wahrnimmt, wenn sich Menschen eines Sprachraums bzw. einer Kultur treffen. Wer abseits von der Heimat andere Menschen hört, die die eigene Sprache sprechen, fühlt sich intuitiv zu der Gruppe hingezogen. Sprache vermittelt Zugehörigkeit, schafft Verbindungen auf Gefühlsebene.

Damit einher geht ein Gefühl, welches Gesellschaften zusammenhält. Die Engländer nennen es compassion. Eine gute Übersetzung ins Deutsche dafür ist Mit-Leidenschaft oder Sympathie. Dass der deutsche Sprachraum bei compassion nur die Übersetzungen Mitleid oder Mitgefühl denkt, erklärt den Mangel von Mit-Leidenschaft in Deutschland. Sym-Pathie ist mehr Zusammengefühl und Zusammenheitsgefühl als Mitgefühl.

Wenn das Gegenüber leidenschaftlich von einer Sache erzählt, dann herrscht in Deutschland Erzähler und Erzähltem gegenüber oft nüchterne Distanz. Für Geschichten geht man ins Theater, akzeptiert sie nicht als so wichtigen Teil der eigenen Legende, der Identifikation mit Land und Leuten. Deutsche Coolness ist  emotionale Härte. Leidenschaftlich wird man allenfalls an Karneval, wenn der Alkohol fließt.

Leidenschaft ist es, mit dem anderen zu fühlen, mitzugehen, ein Teil seiner Geschichte zu werden, die er oder sie gerade erzählt. In dieser Geschichte zu bleiben, und mit dem Anderen zusammen zu fühlen, jenseits aller Vernunft, die in Deutschland so schnell hervorgeholt wird, um das Leid zu erklären. Sich auf die Vernunft zurückzuziehen, wenn man eine gefühlsmäßige Verbindung zu anderen aufbauen will, schafft keine Sympathien.

An kulturellen Errungenschaften soll man festhalten, das Neue aber immer wieder bejahen, Dinge hinterfragen so wie es Wissenschaftler tun. Ohne Gedankenfreiheit verliert man den Respekt vor sich selbst – und die Fähigkeit, andere zu respektieren. Ohne Gedankenfreiheit verliert man auch die Fähigkeit, Mit-Leidenschaft mit anderen zu fühlen.

Ein Grund für die Unhöflichkeit in Deutschland ist es, dass sich die Deutschen sehr viel auf ihre Kultur einbilden, weder neue Gedanken noch Menschen gerne in ihren Kosmos integrieren.

Der Kampf ums Überleben

So ist denn der Verteilungskampf im Land ein bedeutender Grund, warum so viele Deutsche unhöflich sind. Die Grenzlinien verlaufen zwischen Ost und West einserseits, und Einheimischen und Einwanderern andererseits. Erhalten Einwanderer mehr als 2.500 Euro pro Person und Monat, werden Millionen einheimischer Rentner vom Staat mit nicht einmal 1.000 Euro netto bedacht. Dabei liegen die Ostrenten trotz geringeren Lebenshaltungskosten sogar noch höher als die Westrenten. Überraschenderweise ist der Verteilungskampf ausgerechnet für viele Wessis zum Überlebenskampf geworden.

Die Masseneinwanderung spaltet Deutschland nicht erst seit dem Jahr 2015 auf eine Weise, dass sich die Parteien jegliche Sozialprogramme sparen können. Ab 1991 zogen unter CDU-Vermittlung rund fünf Millionen “Russlanddeutsche” aus der alten UdSSR nach Deutschland. Nach den Russlanddeutschen kamen weitere 4,5 Millionen Siedler aus fernen Ländern. Was vor ein paar Jahren noch 1 Million Jugoslawen waren, sind heute zusätzlich Menschen aus Syrien oder Afghanistan. Der Siedlerstrom seit Anfang der 90er Jahre hat Wohnungspreise in Deutschland vervielfacht.

Alleine die zusätzlichen Einwanderer seit dem Jahre 2015 kosten Bund, Länder und Kommunen pro Jahr 55 Milliarden Euro. Das entspricht rund 15 Prozent des Bundeshaushalts. Für den einzelnen Bürger bedeutet dies zweierlei: Habenichtse werden noch ärmer als sie sowieso schon sind. Millionen Deutsche rutschen gerade in die (Alters-) Armut ab. Kann man deren Unfreundlichkeit verstehen, wenn ihnen sogar der Strom abgestellt wird, während Wirtschaftsflüchtlinge und andere Einwanderer Strom und Wasser gratis bekommen?

Habeviele und im Beruf stehende Deutsche reagieren oft anders, denn sie sind ja (noch) versorgt. Da sie versorgt sind, auferlegen sie sich (und oft auch den ärmeren Mitbürgern) die Pflicht, Einwanderer zumindest moralisch willkommen zu heißen. Dass sie damit zum Ausdruck bringen, dass sie die eigenen deutschen Mitbürger moralisch in die Armut drücken, nehmen die Habenichtse den Habevielen sehr übel. So erklärt sich ein genereller Hass zwischen Deutschen. Das Auseinandergehen der Schere zwischen Arm und Reich hat Hass und Unfreundlichkeit gezüchtet.

Die Habeviele und gut Bezahlten sorgen natürlich dafür, dass sie nur noch für sich selber kämpfen. Einen Kampf, den die Habevielen auch mit ihrem sinnbildlich höhergelegten SUV auf der Straße führen, indem sie mit ihrem kalt-blendenden LED-Licht die niedriger gelegenen Autos der Habenichtse vor sich her treiben. In seinem Buch ‚Die Kunst kein Egoist zu sein‘ erklärt Richard David Precht das so: „Wir leben heute in Deutschland in einer Kultur, die zu den egoistischsten und fürsorglichsten der Menschheitsgeschichte zugleich zählt. Dabei wird der Egoismus vom Einzelnen erwartet, die Fürsorge dagegen vom Staat.“ Der Kampf für sich selbst stärkt wiederum die eigene Weltsicht.

Dass sich Millionen von Deutsche nicht einmal das existenzielle Gut eines Eigenheims leisten können, ist der wohl größte Motor der Unhöflichkeit in Deutschland. Von allen Deutschen ist häufig nur derjenige höflich, der sich einen auskömmlichen Lebensstil leisten kann. Die Bildzeitung versteht sich als Sprachrohr von Unterschicht und armer Mittelschicht, denen sie täglich unter die Nase reibt, was sie als Verlierer nicht haben. Überraschenderweise sind viele Ausländer in Deutschland sehr höflich. Sie leben oft auf Kosten des ihnen freundlich gesinnten deutschen Staates und geben diese Freundlichkeit zurück. Somit sind sie kein Teil der Wettbewerbskultur unter Deutschen, in der reichere Bürger kraft ihres Geldes und ihrer Macht die ärmeren Bürger ins Abseits drängen und ihnen somit die Freiheiten nehmen. Bildrechte: Francy68 auf Pixabay 4319003_1920

Toleranz  Ausländergewalt Ende der Gemeinsamkeiten

Zur eigenen Weltsicht gehört auch die Tatsache, dass viele Menschen in den Städten der Ausländergewalt überdrüssig sind. Die früher sporadisch anmutende Gewalt durch Ausländer ist längst einem flächendeckendem Ausländerterror gegen deutsche Frauen und Männer gewichen. Was in den Medien und seitens Polizeibehörden gerne verschwiegen wird, ist die Tatsache, dass die meisten Straftaten von männlichen Ausländern begangen werden. Deutschlands platzende Justizvollzuganstalten sind je nach Haftanstalt zu 60 bis 92 Prozent mit Personen mit Migrationshintergrund gefüllt, obwohl Personen mit Migrationshintergrund nur 21 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Derweil sorgt der Staat einem zunehmenden Verdruß älterer Deutscher vor, indem er Justizvollzugsanstalten mit mehr altengerechten Zellen ausstattet. Dies ist derselbe Staat, der die Menschen jahrelang durch falsche Behördenstatistiken zu Straftaten und unter Mithilfe der Mainstreammedien täuschen lässt, ganz als ob die Menschen das neue Deutschland nicht selber auf den Straßen der Republik erleben würden. Dem Staat dürfte es nicht recht sein, immer mehr Rentner in Haftanstalten wegzuschließen, denn dort kommen sie den Staat so teuer wie sonst nur Einwanderer zu Buche schlagen.

Der Darstellung einer weit verbreiteten Lügenpresse folgt die Einsicht, dass sich die eigene Weltsicht verändert hat. Zu dieser eigenen Weltsicht gehört auch das weit verbreitete Abrutschen von Nachbarn und Mitmenschen in die Armut und die großräumigere Verwahrlosung von Großstädten wie Mainz (RLP) oder Kleinstädten wie etwa Waldbröl (NRW). Die Menschen fühlen, dass Sparen angesagt ist. Sparen für noch schlimmere Zeiten, die längst begonnen haben.

Die Natur lehrt auf allen Organisationsebenen, Energie möglichst effizient zu nutzen und energiearme Zustände anzustreben. Zumindest erhöht dies die Lebensdauer. Ein verhältnismäßig energieumsatzstarker Vogel lebt kürzer als ein energieumsatzarmes Reptil. Während der Vogel Energie aus seiner aufgenommenen Nahrung bezieht, verlässt sich das Reptil zu großen Teilen auf die zugeführte Sonnenstrahlung. Der in Deutschland existierende Mangelzustand pflanzt sich von den Finanzen über die Kommunikation fort. Eine kommunikationsarme Gesellschaft kann man als unhöflich bzw. unfreundlich empfinden.

Da Wohnungen knapp sind, haben die überwiegend Angela Merkels CDU wählenden Wohnungseigentümer ihre Wohnungen auf eine Weise verteuert, dass immer weniger Geld für Dinge wie Lebensmittel oder gar einen einzigen Jahresurlaub übrig bleibt. Die Wohnungsnot spitzt sich weiter zu, seitdem möglichst viele Menschen in Deutschland beschlossen haben, alleine als Single in einer Wohnung zu leben. In Städten wie Wiesbaden beträgt die Singlequote in Wohnungen bereits 55 Prozent. Singles genießen den Vorteil mit anderen Menschen keine Kompromisse machen zu müssen.

Moderne junge Menschen grenzen gerne ihre eigene Meinung von der Meinung des Anderen ab, auch wenn sie letztere häufig akzeptieren. Wenn hunderte von Millionen Weltsichten zu akzeptieren sind, verliert sich jede Kultur, jedes Recht und jedes Miteinander. Denn wenn sich – im Namen der Toleranz – jeder von jedem abgrenzt, gibt es keine Gemeinsamkeiten mehr. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler sagte zum Thema: “Der Unterschied zwischen 1968 und heute besteht darin, dass die Achtundsechziger-Studenten um jeden Preis diskutieren wollten. Heute schlagen die radikalen Studenten aus der Anonymität des Internets zu. Sie verweigern sich jeder Diskussion.”

Für ein höfliches Miteinander ist gleichwohl bedenklich, dass die immer komplizierter werdende Welt das Ende der Gemeinsamkeiten zu protegieren scheint. Der Psychologe Rainer Mausfeld stellt fest: „Je weniger wir uns in einem Bereich auskennen, um so stärker neigen wir dazu, alle angetroffenen Meinungen als gleichberechtigt anzusehen (Wahrheit liege irgendwo in der Mitte, wir meiden das als „extrem“ Bewertete).“ Mausfeld schreibt dieser Technik im politischen Geschäft ein hohe Wichtigkeit zu, welches das zulässige, verantwortbare Spektrum definiere.

Wo in Parlamenten dem politischen Gegner der Tagesgruß verweigert wird, müssen sich Politik und Medien der Frage stellen, welchen Beitrag sie zur Unversöhnlichkeit der Menschen im Land leisten.

Entwurzelung Unhöflichkeit 

Mehr als die Hälfte aller Deutschen kommt gerade so über die Runden, aber eines wollen die Menschen immer weniger: Diskutieren. Aufeinandertreffen degenerieren zum plumpen Machtspiel. Die ganze Wahrheit kennt sowieso nur Google, und die eigene Wahrheit wird mit der Waffe am Mann verteidigt: Dem Smartphone. Dass Smartphones unfreundlich und unhöflich machen, zeigt sich nicht nur im Bus, wenn der Smartphonebesitzer zu laut in sein Telefon schreit. Oder wenn eine Smartphonebesitzerin (es sind meistens Frauen) auf dem Bürgersteig in einen Fußgänger stößt, weil sie beim Gehen ihr Telefon bedient. Sehr oft drehen auf diese Weise am Verkehr teilnehmende Frauen in der allerletzten Minute vor dem Fußgänger ab, haben aber just die Wohlfühlzone des angestoßenen Fußgängers von 60 cm verletzt.

Jede Kultur hat andere Wohlfühlabstände. In Deutschland fühlen sich Menschen unwohl, wenn man nicht mindestens 60 cm Abstand zu ihnen hält. Mehr als 60 cm wird wiederum als komisch empfunden. Will der nichts mit mir zu tun haben? Warum steht der so weit weg? Smartphonebesitzer verletzen diese 60 cm regelmäßig. Spricht man einen verletzenden Täter auf seine Tat an, reagieren die meisten hinterher mit Verständnis. Aber sie haben die Tat begangen. Unhöflichkeit drückt sich aus, wenn Menschen sich im Miteinanderumgehen nicht bewusst sind über das, was sie gerade machen.

Viele Menschen reagieren aber mit Unverständnis, wenn sich jemand angesichts der just begangenen Unhöflichkeit – wie dem Verletzen des Wohlfühlabstandes – beschweren. Dies zeigt, wie wenig in Deutschland der Mensch im Mittelpunkt steht. Auch Gerichte urteilen oft eher zugunsten eines materiellen Wertverlustes als zugunsten des Menschen aufgrund seiner körperlichen oder seelischen Verletzung.

Die Höflichkeit der Briten lässt sich bei solchen Situationen mit der Hand greifen: Auf Verdacht und im Zweifel entschuldigen sich Briten für den Rempler. Selbst als Angerempelter räumt der höfliche Brite ein, dass er selber zu dieser Situation beigetragen haben könnte. Im Alltäglichen hat diese Art von Höflichkeit eine enorme de-eskalierende Wirkung, die für Deutsche jede Reise nach London zum sozio-kulturellen Genuß werden lässt.

Der ersehnte Wohlfühlabstand bemisst sich auch nach der Aura eines Menschen. Bildrechte: John Hain auf Pixabay 451713_1920

Justizversagen Unhöflichkeit 

Traditionell kommt die Seele in Deutschland zu kurz, weil Pflicht, Gehorsam & Leistung so sehr im Erbgut der deutschen Kultur verankert sind. Mehr zu diesen Hintergründen findest Du in unserem Abschnitt über die Arbeit. Leistung bedeutet Arbeit pro Zeit. Audi A8 Fahrer wollen schnell auf der Arbeit sein um der geliebten Ehefrau und dem geliebten Sohn ein luxuriöseres Einkommen garantieren zu können, als wenn man erst 30 Minuten später am Arbeitsplatz erscheint. Time is money, und dafür drücken Audi A8-Fahrer täglich tausendfach langsamer Fahrende von der Überholspur. Sie fahren mit einem unglaublichen Tempo auf Letztere zu, bremsen kurz vor dem ebenfalls Überholenden und halten allenfalls 10 Meter Abstand.

Bei einem Tempo von über 120 km/h kommt die Gefährdung durch Audi A8 und Audi A6 Fahrer einer Nötigung gleich. Es ist dies eine im globalen Maßstab einzigartige “Kulturerrungenschaft” der Deutschen: Das Auffahren bei höchstem Tempo. Gerichte ahnden die Straftaten nicht einmal im Promillebereich. Die Justiz in Deutschland hat einen sehr hohen Anteil an der flächendeckenden Unhöflichkeit. Deutsche haben gelernt keine Selbstjustiz zu üben, weil Exekutive und Justiz das Gewaltmonopol innehaben. Da die Justiz aber in großen Teilen schlichtweg unbrauchbar ist (siehe oben), fallen Deutsche in einen Hohlraum des Frusts und tragen diesen durch den Alltag.

Das Unrecht sollen Deutsche über sich ergehen lassen, man könne sein Recht ja einklagen. Am Beispiel von Dränglern auf der Autobahn wird klar, dass das Unrecht geschehen darf, weil die Straftat der Nötigung bzw. die Ordnungswidrigkeit nicht beweisbar ist. Dem so geheuchelten Rechtsverständnis folgt ein Vertrauensverlust ins System und damit in die eigene Kultur. Mit dem Auflösen von Kultur und Recht durch das neue Dogma der scheinbaren Toleranz verlieren die Deutschen aber – so sehr man sie auch kritisieren will – den Geist ihrer Kultur. Die Menschen fühlen sich entwurzelt und in einer entwurzelten Gesellschaft “ohne Hof” spielt Höflichkeit nur noch die geringste Rolle. Ohne Justiz keine Kultur, und ohne Kultur keine Höflichkeit.

Konkrete Situationen

Neulich, in einem Dorf in Südwestdeutschland. Eine Bulgarin möchte aus der kleinen Ortschaft mit dem Bus in die Provinzstadt fahren. Als sie in den Bus einsteigt, wird sie dazu genötigt wieder auszusteigen. Denn sie möchte die Fahrt mit einem 50 Euro-Schein bezahlen. Die Busfahrerin kann nicht wechseln und wird sogar ruppig. Schließlich, so die Busfahrerin, dürfen die Busfahrer nicht so viel Wechselgeld dabei haben. Die Bulgarin darf nicht mitfahren und hat nun obendrein noch ein schlechtes Gewissen.

Der nächste Bus kommt in einer Stunde. Die Bulgarin geht in die nahe gelegene Metzgerei, und bittet die Damen um das Wechseln ihres 50 Euro-Scheins. Die Antwort der Damen: „Wir sind doch keine Bank.“ Es gibt nur wenige Geschäfte im Ort, alle anderen haben geschlossen. Eine Stunde später kommt der nächste Bus. Die Bulgarin steigt ein. Als der Busfahrer den Schein nicht annimmt, macht er der Frau Vorwürfe was sie sich denn denke mit einem solchen Schein bezahlen zu wollen. Die Bulgarin bittet Mitfahrer um das Wechseln – und es findet sich jemand.

Die Bulgarin erlebt drei Situationen innerhalb einer Stunde, die ein schlechtes Gefühl verursachen, auch wenn der Geldschein letztendlich gewechselt wurde. Nicht nur die Bulgarin, sondern auch die Umgebenden im Bus und in der Metzgerei nehmen an diesem schlechten Gefühl teil. Die schlechten Gefühle wären vermeidbar gewesen. Die Metzgerei hätte zum Ausdruck bringen können, dass sie leider nicht helfen können. Die Busfahrer hätten die Frau auch so mitnehmen können, und sie zum Beispiel bitten können beim nächsten Mal nachzuzahlen. Vertrauen schafft Höflichkeit. Misstrauen schafft Unhöflichkeit.

Die Busgesellschaft könnte ihre Busfahrer auch humaner behandeln und ihre Angestellten für solche Grenzfälle mit einer großzügigeren Entscheidungsmacht ausstatten, die auf allen Entscheidungsebenen eine humanere Welt hinterlassen würde. Wer in Deutschland viel Zeit in der Öffentlichkeit verbringt und im Zweifel viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, erlebt, wie das Land tatsächlich taktet – was es zusammenhält bzw. entzweit.

Die Voraussetzung für Unhöflichkeit

Zu diesen Leuten gehört nicht das Heer der Arbeitsdrohnen, die am besten mit ihrem schwarzen Audi A8 nur zwischen Wohnung, Arbeitsstätte und dem persönlichen Shopping-Erlebnis shutteln. Die vermeintliche Freundlichkeit beim Shopping erleben Arbeitsdrohnen, wenn sie Geld ausgeben. Verkäuferin oder Verkäufer sind ob des Umsatzes erfreut, legen ein freundliches Lächeln auf und die Arbeitsdrohne wird behaupten, dass Deutschland ein freundliches Land ist. Unhöflichkeit in Deutschland erlebt man eher dort, wo Menschen eben nicht zusammenkommen, weil der Eine was gibt, und der Andere vom Umsatz des Ersten profitiert.

Unfreundlichkeit und Unhöflichkeit in Deutschland
Der Ort Die Situation Die Unhöflichkeit und Unfreundlichkeit
Zoll und Einreise in ein Land Zoll bei Einreise nach Großbritannien: Wertschätzender Gruß des Beamten / der Beamtin.
Zoll bei Rückreise am Frankfurter Flughafen:
Reisende: „Guten Tag.“
Junge Beamtin mit mürrischem Blick. Keine Antwort.
Reisende wiederholt: „Guten Tag.“
Junge Beamtin mürrisch und schaut langsam auf. „Tag“.
Nicht einmal des normalen Grüßens sind viele Deutsche fähig. Deutsche scheinen keine Lust auf zwischenmenschlichen Kontakt zu haben. Weil in Deutschland zu viele Menschen leben?

Krass ist, dass viele Menschen diese mürrische Art entschuldigen, weil sie selber gerne mürrisch sind oder weil es der Frau vielleicht nicht gute gehe.

Komisch: Geht es den Menschen in Großbritannien ergo meist besser als den Menschen in Deutschland?

Bus 725 von Eckernförde nach Friedland – in Schleswig-Holstein, dem wahrscheinlich unhöflichsten Bundesland in Deutschland Die Rentnerin und regelmäßige ÖPNV-Nutzerin Ingrid Tüxen wird aus dem Bus geworfen. Der Busfahrer kommt mit ausgestrecktem Arm auf sie zu und brüllt sie an: „Raus, sofort raus hier! Der Tarif ist hier zu Ende!“ Die Rentnerin widerspricht, denn sie hat (später bestätigt die Busgesellschaft Autokraft den Fehler des Busfahrers) das korrekte Ticket. Der Busfahrer droht mit der Polizei, ruft seinen Vorgesetzten an und redet von Schwarzfahren. Der Rentnerin schnürt sich der Hals zu. Weil andere Fahrgäste weiterwollen, pöbelt einer von zehn Fahrgästen im Bus, sie solle aussteigen, er wolle schließlich nach Hause. An diesem kalten dunklen 14. November 2022 steigt Ingrid Tüxen in die Dunkelheit aus und muss entlang der Hauptstraße mit ihren Einkäufen im Einkaufstrolley nach Hause laufen. (Quellangaben: print-Ausgabe 19.11./20.11 der shz) Anstatt der alten Frau zu helfen, hätte der unhöfliche und unfreundliche Mitgast der Frau helfen können. Er verstärkt das Elend. Der Busfahrer lag falsch, trat aber vehement auf und verletzte die Würde der Frau – laut Grundgesetz ist dies verboten. Bei allem hätte er seine Kritik ruhig vorbringen müssen, am Ende die Frau eventuell aus dem Bus schmeißen müssen, aber ohne das einschüchternde Theater. Darin liegt die Unhöflichkeit des Busfahrers. Keiner der anderen neun Gäste versuchte zu vermitteln. Tatsächlich stand auf dem Ticket der Zielort Eckernförde und Ingrid Tüxens Ziel war Friedland. Da Friedland aber nahe Eckernförde liegt, entschied die Busgesellschaft unglücklicherweise, auf die Tickets Eckernförde zu schreiben, was also der Begriff des Tarifgebietes ist. Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland eine unmenschliche Situation wie diese an jedem beliebigen Tag eines Jahres zu erleben, ist sehr hoch.
     
Auf einem Reiterhof bei Osdorf in Schleswig-Holstein Zwei Frauen unterhalten sich nett mit einem Mann. Plötzlich kommt eine dritte stämmige Frau von hinten, stellt sich mitten im Gespräch zwischen eine der beiden  Frauen und den Mann, beginnt mit der Frau zu reden und verabschiedet sich umarmend von ihr. Mit einem physisch destruktiven Auftreten zerstört die stämmige Frau das Gespräch der drei Personen. Das Gespräch kommt danach nicht mehr zustande, es ist unterbrochen und zerstört. Weder fragte die Stämmige die beiden Frauen noch den Mann, ob es in Ordnung sei, kurz zu unterbrechen und sich zu verabschieden – gerade so als ob der Mann und die andere Frau nicht anwesend wären. Auch entschuldigt sich die Stämmige nicht. Es hat den Anschein, als ob der Reiterhof der Stämmigen gehört und sie hier klar machen will, wer die Herrin des Hauses ist. Von Dame kann man angesichts dieser frevelhaften Verhaltens sicher nicht sprechen.

Selbst für deutsche Maßstäbe herrschen im ländlichen Schleswig-Holstein oftmalig menschenverachtende, rüde und unhöfliche Umgangsformen. 

Bei der TEXfit Reinigung im Citti-Park Kiel  Eine rund 30-Jährige dünne Hübsche kann es offensichtlich nicht ertragen, dass der Kunde vor ihr zu Ende bedient wird. Sie drängelt sich vor, und tut so, als ob sie dies erfragen würde: „Entschuldigung, bei Ihnen scheint das länger zu dauern. Ich habe es eilig“ und verdrängt den gerade bedient werdenden Kunden auf Platz 2. Der türkisch-stämmige Angestellte nimmt ihren Zettel entgegen und holt das hässliche Tüllkleid, welches sie angeblich für eine Hochzeit benötigt.

Sagt der andere Kunde vor ihr: „Ich habe es auch eilig.“ Aber da ist es schon zu spät. Sagt der Mann: „Das fand ich jetzt unhöflich. Krass, weil eben ist mir das schon einmal passiert“ Die Frau antwortet: „Es gibt so Tage.“

Als der Mann zu Bedenken gibt, sie hätte zumindest ernsthaft fragen können, ob sie an ihm vorbei kurz vor darf, oder sich aufrichtig entschuldigen können, da sagt die Freche: „Da sage ich jetzt nichts zu.“ 

Sie nimmt das gereinigte Kleid entgegen und entschwindet mit einem falschen „Danke“.

Höflich wäre gewesen, hätte die Frau ernsthaft um Erlaubnis gefragt, ob sie vor dürfte. Dass der Verdrängte nur Luft für sie war und sie sich auf einer höheren Ebene währte, zeigt die Überheblichkeit ihres Kommentars, es gäbe so Tage, ganz im Stile einer Romanautorin, deren Feder Schicksale entscheidet.

Schleswig-Holstein ist und bleibt ein Bundesland, in dem die Einwohner nach eigenen Angaben zu den glücklichsten Menschen (aller unglücklichen Deutschen) gehören mögen, die ihr Glück aber in großen Teilen auf Kosten ihrer Mitmenschen erlangen. In diesem Sinne versteht sich Egoismus als Ausprägung von Glück oder anders: Ich bin glücklich, weil ich egoistisch (und unhöflich) bin.

Hamburg-Eppendorf 1 Besuch zweier Restaurants im versnobbten Viertel. Im ersten Lokal ‚Lawaii Poké Bowl‘ fragt Kunde, ob es eine Mittagskarte gibt. Angestellter oder Besitzer erwidert frech, wie Kunde denn darauf kommen würde, hier noch Extrapreise zu erfragen. Jeder Restaurantbesitzer freut sich über neue Kunden. Nicht so in Hamburg-Eppendorf. In gleich zwei Restaurants hintereinander dasselbe Bild größter Unhöflichkeit.

Im ersten Lokal wird Kunde gemaßregelt. Es fühlt sich so an: Wie kannst Du nur fragen, Du unverschämter Mensch. Siehst Du nicht, dass wir hier genug Arbeit reinstecken? Und Du willst dafür jetzt noch Extrapreise zu Mittag?

Das angebliche ‘Kleine Notting Hill Hamburgs’ ist ein recht hübsch anzuschauender Stadtteil. Wären da nicht die versnobbten Restaurantsbetreiber, die sich gutes ‘conscious’ Essen auf die Fahne schreiben, aber darüber ihre guten Manieren verloren haben.

Das echte Notting Hill ist viel höflicher, multikultureller und voller Lebensgeist.

Hamburg-Eppendorf 2 Besuch zweier Restaurants im versnobbten Viertel. Im zweiten Lokal ÆNDRÈ grüßt Kunde, der Gruß wird sehr bewusst nicht erwidert.  Jeder Restaurantbesitzer freut sich über neue Kunden, und begrüßt diese bei Betreten des Lokals. Nicht so in Hamburg-Eppendorf. In gleich zwei Restaurants hintereinander dasselbe Bild größter Unhöflichkeit.

Im zweiten Lokal wurde der Gruß des Kunden vernommen, aber nicht erwidert. Es fühlt sich so an:

1. Begrüßt werden nur Kunden, die wir sympathisch finden oder für die wir kochen wollen.
2. Durch alle anderen schauen wir hindurch. Zu uns kommen ohnehin genug Kunden, und das sind diejenigen, die wir mögen.

Das angebliche ‚Kleine Notting Hill Hamburgs‘ ist ein recht hübsch anzuschauender Stadtteil. Wären da nicht die versnobbten Restaurantsbetreiber, die sich gutes ‚conscious‘ Essen auf die Fahne schreiben, aber darüber ihre guten Manieren verloren haben.

Das echte Notting Hill ist viel höflicher, multikultureller und voller Lebensgeist.

Hamburg-Eppendorf 3 Nach dem Besuch zweier versnobbter Restaurants Kopfschütteln auf dem vier Meter breiten Gehweg. Jetzt erst mal strecken, die Arme und Ellenbogen angewinkelt.

Auf einmal stößt ein ca. 30 Jähriger gut gekleideter Mann gegen den einen Ellenbogen, und geht vorbei. „Das heißt Entschuldigung“. Der freche Mann antwortet: „Wer sich hier so breit macht…“

Die angerempelte Person echauffiert sich, der Täter schaut hoch-aggressiv, erwartet Gegenwehr.

Dann die  angerempelte Person auf englisch: „We don’t need people like you here“. Der unfreundliche Mann paraphrasiert mit zischender Zunge auf englisch: „We don’t need you here“ – und flieht ins nächste Lokal, das asiatische VO Restaurant.

Der Gehweg hat einen rot markierten Exrastreifen für Fahrradfahrer. Vielleicht störte den Mann, dass er um den ausgestreckten Arm herum laufen musste, und so für eine Sekunde auf den gefährlichen Fahrradweg weichen musste.

Wie in England hätte der Mann sagen können: „Entschuldigung, dürfte ich bitte einmal vorbei?“

Aber nein, in Deutschland muss alles seine Ordnung haben, und dazu gehört, dass Autos auf der Straße fahren, Fahrräder auf dem Radweg und Fußgänger auf dem Gehweg.

Mit Zwischenwelten wie einem Weg, der zu einem Teil aus Radweg und zum anderen Teil aus Gehweg besteht, kommen Deutsche nicht zurecht. Sie kommen damit nicht zurecht, weil sehr viele von ihnen untolerant, unflexibel und störrisch sind.

Engländer würden sich freuen, angesichts der Herausforderung eine Gelegenheit zu haben, eine andere Person anzusprechen, sei es wegen einer simplen Frage, und so zusammen eine wenn auch zeitlich sehr kurze gute Zeit zu haben. Deutsche wollen keine gute Zeit mit dem Anderen. Sie wollen freie Fahrt, auch auf Gehwegen.   

Kiel – an einem Fähranleger der Fördefährlinie 1 Ein Sadhu, also meist ein weiser Mann mit Bart, der allem Materiellen entsagt hat, will auf einem Fährschiff der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) zusteigen. Da Sadhus üblicherweise kein Geld besitzen, zeigt der Sadhu dem Kassierer einen Ausweis, der seine Mittellosigkeit bescheinigt.

Der Kassierer sagt, er nehme ihn umsonst mit, aber er müsse Schuhe tragen. Der Sadhu gibt zu Bedenken, dass er grundsätzlich keine Schuhe trage (man sieht es an seinen kräftigen gegerbten Füßen).

Nun die Unfreundlichkeit: Der Kassierer nimmt ihn nicht mit, weil Schuhe an Bord aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben seien.

Der Kassierer versteckt sich hinter Vorschriften. Nun ein deutscher Maximalvergleich: Aufseher der Nazi-Konzentrationslager beriefen sich häufig auf geltende Vorschriften, mit denen sie ihr Gewissen reinwaschen wollten. Berühmt wurde Adolf Eichmann, dessen böse unfreundliche Taten Hannah Arendt in ihrem Werk „Banalität des Bösen“ beschrieb. Obwohl der Kassierer der SFK kein Nazi ist, folgt er der banalen Logik des Bösen.

Es wäre ein Einfaches gewesen, den Sadhu mitzunehmen. Bei aller Liebe: Die befolgte Vorschrift ist unmenschlich, und produziert unfreundliche und unhöfliche Menschen. Selbst der Sadhu zeigte als Reaktion dem Schiffskapitän einen Stinkefinger als Antwort auf die Tat.

Verlierer auf allen Seiten – ein sehr typisches Beispiel in Deutschlands Alltag. Mal wieder sind es menschenfeindliche Vorschriften, die von ängstlichen Paragraphenreitern erlassen wurden.

Intercity Köln-Frankfurt Engländer, 50 Jahre, sitzt auf reserviertem Sitzplatz, ohne dies zu wissen. Älterer Deutscher mit Ehefrau kommt und herrscht ihn ohne Vorwarnung an: „Raus.“ Höflich wäre es gewesen, wenn ihn der ältere Deutsche darauf hingewiesen hätte, dass er auf einem reserviertem Sitzplatz sitzt.
Intercity Frankfurt-München US-Amerikaner, 28 Jahre, kommt mit deutschem Mann ins Gespräch. Amerikaner lebt für 1 Jahr in Österreich und tourte gerade 4 Wochen per Intercity und RE durch Deutschland. Ganz erstaunt sagt er dem Deutschen:“Ich fahre jetzt schon 4 Wochen durch Deutschland, und Du bist erst die 2. Person, mit der ein Gespräch zustande kommt. Ihr in Deutschland sprecht in Zügen einfach nicht miteinander.“ „Ihr in Deutschland sprecht in Zügen einfach nicht miteinander.“

Freundlichkeit drückt sich im Willen zur Kommunikation aus, denn nur so gewinnt man Freunde.

Regionalexpress von Ludwigshafen nach Mainz Mann 1 sitzt in Viererbank und fleezt sich mit ausgestreckten Beinen quer über den Viererbankbereich.  Mann 2 nähert sich, will sich dazusetzen. Mann 1 lässt seine Beine weit ausgestreckt und zieht sie nicht ein, macht Mann 2 also keinen Platz. Mann 2 verzögert aber sein Tempo nicht, indem er in die Viererbank eintritt, steigt mit spreizendem Schritt über die Beine von Mann 1. 1. 
Mann 1 zieht seine Beine nicht zurück, nimmt Mann 2 nicht einmal zur Kenntnis, obwohl er sieht, dass er sich dazusetzen will.2.
Mann 2 hätte verzögern können, und zunächst Mann 1 fragen können, ob er ihn bitte reinlässt. Das wäre Höflichkeit gewesen und die Würde beider wäre gewahrt gewesen.
Straße in Mainzer Vorstadt Mann 1 sitzt auf Bank am Straßenrand, hält seinen wild kläffenden mittelgroßen Hund davon ab, wild auf die Straße zu springen. Mann 2 muss Mann 1 und Hund passieren. Hund springt Mann 2 an, wird dabei von Mann 1 zurückgehalten. Mann 2 regt sich auf, dreht sich um zu Mann 1 und signalisiert, dass Mann 1 seinen Hund im Zaum halten soll.  Mann 1: „Ist was passiert?“
Mann 2: „Ja, ich habe mich enorm erschrocken.“ Mann 1: „Dann gehe doch woanders her.“
Mann 2 fragt ob man das Ordnungsamt rufen müsse.
Mann 1: „Mach Dich ab.“
Höflich wäre es gewesen, hätte sich Mann 1 für seinen Hund und die Situation entschuldigt.
Zebrastreifen Nur wenige Fußgänger bedanken sich bei den anhaltendenVerkehrsteilnehmern, wenn sie über den Zebrastreifen gehen. Natürlich sind Autofahrer dazu verpflichtet an Zebrastreifen zu halten, wenn ein Fußgänger hinüberschreiten möchte. Doch warum bedanken sich vornehmlich Frauen nicht, wenn der Fahrer hält? Muss man nicht mehr höflich und wertschätzend sein, wenn die andere Person doch nur seine Pflicht erfüllt?
Zugfahren in Deutschland Der Zug kommt. Alle rennen in die Tür und quetschen sich aneinandervorbeidrängelnd ins Abteil. Zugfahren in Großbritanien: Alle stellen sich hintereinander, man stellt sich respektvoll an.

Deutschland ist kein Land der Monster, aber ein Land, in dem man täglich erleben kann, wie wenig höflich seine Bevölkerung miteinander umgeht. analogo.de behauptet, dass es in Deutschland keinen Tag gibt, an dem ein bewusst lebender Mensch nicht mindestens ein Erlebnis mit Unfreundlichkeiten hat. Übrigens hat wohl kaum jemand wie Dietrich Schwanitz in seinem Bestseller Bildung  besser beschrieben, warum es in Deutschland an Höflichkeit mangelt.

Warum stellen sich Menschen freiwillig in eine Schlange (wie hier in Frankreich), wenn sie doch drängeln könnten? Höflichkeit ist eine Kulturerrungenschaft. Die Unhöflichkeit in Deutschland ist ein Zeichen für einen überraschend großen Mangel an Kultur in diesem Land. Bildrechte: Nel_Botha-NZ auf Pixabay 4520059_1920
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