Hannelore Kraft (SPD) trägt Mitschuld an vorzeitigen Todesfällen durch NO2 – Greenpeace

Hamburg | analogo.de – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert abermals ein Fahrverbot für Dieselautos in Nordrhein-Westfalen und zeigt die direkten Konsequenzen einer Fortführung der augenblicklichen Landesverkehrspolitik auf. Obwohl sich ausgerechnet die amtierende Regierungspartei Bündnis90/Die Grünen ein ökologisches Leben auf die Fahne schreibt, sieht Greenpeace die Partei zuammen mit dem Koalitionspartner SPD unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in der Mitverantwortung für zusätzliche Asthmafälle und vorzeitige Todesfälle – sollte man die Einführung der Blauen Plakette weiter blockieren.

Nach einer Idee von Bundesumweltministerin Hendricks (SPD) sollte eine Blaue Plakette eingeführt werden, die nur den modernsten Dieselautos die Einfahrt in die Innenstädte erlaubt. Im August 2016 stampfte ihr höherwertiger Ministerkollege im Bundesverkehrsministerium Dobrindt (CSU) die Idee der Blauen Plakette auf unbestimmte Zeit ein. Danach flammte die Idee wieder auf, bis schließlich am 21. Februar 2017 für die stark verschmutzte Stadt Stuttgart ab 2018 ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge beschlossen wurde, die nicht der EURO 6 Norm entsprechen.

Im September 2016 hatte Greepeace vor dem Bundesverkehrsministerium und an Werbetafeln mit einer Plakataktion darauf aufmerksam gemacht, wie insbesondere die für die Bundesverkehrspolitik zuständige CDU/CSU als Bundespartner der SPD angesichts der drängenden NO2-Problematik wegschauen und daher viele Menschen sterben. Nun wurden die bekannten Grenzwerte laut Information des Umweltministeriums von Nordrhein-Westfalen im zurückliegenden Jahr 2016 nicht nur ein weiteres Mal überschritten, sondern deren absolute Anzahl an Überschreitungen nahm ebenfalls zu. Damit potenziert sich in Nordrhein-Westfalen das Risiko eine NO2-bezügliche Krankheit zu erleiden oder sogar infolgedessen zu sterben.

Der nächste Sommer steht bevor und nicht nur in Nordrhein-Westfalen werden Menschen aufgrund zu hoher NO2-Konzentrationen in der Luft wieder an Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und einer Reizung ihrer Atmungsorgane leiden. Jean Krutmann, der Direktor des Düsseldorfer Leibniz-Instituts für Umweltmedizinische Forschung (IUF) hat mit seiner Studie längst bewiesen, dass Luftverschmutzung durch NO2-Gas und Feinstaub zu einem beschleunigten Alterungsprozess führt. Krutmann misst der Luftverschmutzung für die Hautbelastung sogar denselben Status zu, den man in den letzten 20 bis 30 Jahren der UV-Strahlung beigemessen hat. Denn sein Studienergebnis ist ein Alarmsignal: Seine Studienteilnehmer in Deutschland und China hatten bei nur 10 µg pro m³ mehr NO2 in der Luft 25% mehr Altersflecken (Pigmentflecken) auf den Wangen. Krutmann bringt den Fokus der starken Luftverschmutzung aus Indien und China zurück nach Deutschland.

Laut Pressemitteilung der Umweltschützer von Greepeace wurde 2016 an 47 Prozent der 127 Messstellen ein zu hoher NO2-Wert registriert (2015: 44 Prozent). Hauptquelle des gesundheitsschädlichen Gases sei der Straßenverkehr und hierbei insbesondere Diesel-Pkw. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Die Grünen) sehe laut einer Mitteilung nun die Autohersteller, sowie Bundes- und EU-Behörden in der Pflicht. Greenpeace Verkehrsexperte Benjamin Stephan moniert:

„Nordrhein-Westfalens Stickoxidproblem hat sich 2016 weiter verschärft, und daran trägt die Landesregierung mit einer verfehlten Verkehrspolitik Mitschuld. Die Städte im Ruhrgebiet brauchen eine konsequente Verkehrswende mit besseren Radwegen, attraktiverem ÖPNV und mehr geteilten E-Autos. Dabei führt an Fahrverboten für schmutzige Dieselautos kein Weg mehr vorbei. Mittelfristig haben Verbrennungsmotoren in Innenstädten nichts mehr verloren. Die Landesregierung darf dieser Entwicklung nicht länger im Weg stehen. Sie muss sich klar für die blaue Plakette aussprechen, mit der sich schmutzige Autos aus den Städten fern halten lassen. Blockiert NRW die Plakette weiter, macht sich die Landesregierung mitschuldig an einer Vielzahl weiterer Asthmafälle und vorzeitiger Todesfälle.“

Stickstoffdioxid (NO2) gefährdet besonders die Gesundheit von Kindern, wie eine vergangene Woche veröffentlichte Studie des Schweizer Instituts Swiss TPH im Auftrag von Greenpeace ergeben hat. Demnach steigern schon zehn Mikrogramm (µg) mehr NO2 in der Luft das Asthmarisiko von Kindern um 15 Prozent. Solche erhöhte Werte sind in vielen Städten NRWs seit Jahren offiziell dokumentiert.

© Bernd Lauter/greenpeace – Greenpeace Aktivisten informieren über zu hohe Stickoxidwerte vor Düsseldorfer Grundschulen. Vor 18 Grundschulen ergaben Messungen jeweils eine Überschreitung des geltenden EU-Grenzwertes für NO2. Vor der GGS Helmholtzstrasse informieren Greenpeace Aktivisten mit Flyern und den eingesetzten Messgeräten, sogenannten Passivsammlern.

 

Auch in anderen Großstädten in Deutschland überschreiten die NO2-Werte die gesundheitsschützenden Grenzwerte. Im Rhein-Main-Gebiet stehen die Städte Mainz und Wiesbaden im Zentrum des Problems. Im Mainzer Jahresdurchschnitt wird der Stickstoffdioxid-Grenzwert um satte 16 µg pro m³ überschritten.

Am 14. Mai 2017 wählen die Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens ihre neuen Vertreter der Landespolitik für die nächsten 5 Jahre Verkehrspolitik.

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