Der Glyphosat-Report von ANA LOGO – 6. Teil

Auch wenn ökologische Studien unbeliebt sind, muss der Zulassungsprozess auf so seltene und wichtige Tiere wie Amphibien ausgeweitet werden. Noch wird in der EU alles zugelassen, sofern es für Menschen nicht gesundheitsschädlich ist. Trotz der Betonung von Risikomodellen auf die menschliche Gesundheit fällt immer mehr Menschen auf, wie leblos deutsche Äcker heute schon geworden sind. Die leblosen Ackerwüsten entstehen größtenteils durch das Breitbandherbizid Glyphosat.

Ökologische Folgen

Sybilla Keitel berichtet im ZDF-Bericht von einem signifikanten Artenschwund in der Uckermark. Privat finanzierte Gewässerproben brachten hohe Glyphosatwerte ans Tageslicht. Der Beginn der Spritzereignisse mit dem Ackergift korrelierte direkt zum weitest gehenden Verschwinden von Lerchen, Schmetterlingen, Fröschen, Goldammern und Fasanen innerhalb kurzer Zeit. Wer Sybilla Keitel nicht glauben mag, lese den dramatischen Bericht The Letter from America, in dem besorgte Amerikaner alle Europäer auffordern, von den Fehlern der Amerikaner zu lernen, die unter Anwendung der Agro-Gentechnik und von Pestiziden ihre Umwelt zerstörten. Initiator ist der NGO Beyond GM. Die Webseite führt als Beweis schlagkräftige Studien an.

Ökologie ist kompliziert. Man betrachtet meistens eine ganze Reihe von miteinander interagierenden Organismen auf die unterschiedlichsten Umwelteinflüsse. Die Vielfalt der Lebensräume, der Arten und der genetischen Ausstattung – sprich die Biodiversität – nimmt seit Jahren ab. Landesbehörden und Hersteller weigern sich aber, für ein Nachzulassungs-Monitoring mehr Geld in die Hand zu nehmen. Als ZDF-Reporter über Verkehrs- und Anwendungskontrollen bei Landwirten berichten wollten, erhielten sie eine Absage aller 16 zuständigen Landesämter.

Analysen kosten viel Geld

Auch wenn Landesämter kaum Geld für Verkehrs- und Anwendungskontrollen haben, so geben sie für ihre Analyse-Methoden viel Geld aus. Die Technik und die Heilsversprechen der Konzerne zwingt sie dazu. Eine einzige Analyse-Apparatur namens Hochleistungs-Flüssigkeits-Chromatograph mit Massen-Spektrometrie-Kopplung (HPLC-MS) kostet 430.000 Euro. Eine einzelne Molekülprobe wird mit 200 bis 300 Euro veranschlagt. Hierbei erfolgt eine chromatographische Auftrennung von Substanzgemischen durch das Messen von Masse der einzelnen Signale. Die Technik ist neu und einfach zu bedienen, da eine Wasserprobe mit Glyphosat einfach einspritzbar ist.

Genau wie die Glyphosat-Idee stammen die Hersteller dieser Maschinen zum großen Teil aus den USA. Bei so hohen externen und nur teilweise berücksichtigten Kosten für Umwelt, Gesundheit und technische Ausrüstung, wo liegt da die Effektivität einer Glyphosat-Verwendung und der Agro-Gentechnik insgesamt?

Ausblick

Eine Antwort auf die Frage erhält man nur, wenn die hohen Informationsschranken abgebaut werden und die Gesellschaft die wichtigen Fragen rund um Pestizide und die Agro-Gentechnik auf Augenhöhe diskutieren kann. Es wäre ein wichtiger Beitrag zugunsten der wirtschaftlichen und ökologischen Interessen Deutschlands.

Eines der Ergebnisse dieser Studie war die simple Einsicht, dass sich die Gentechnik-Branche gerne mit dem Namen BIO schmückt, ein Begriff, mit dem die meisten Konsumenten geradezu idealisiert gesundes Essen aus der Natur verbinden. Die Konzerne tragen auf diese Weise seit Jahren zur Täuschung gutgläubiger Verbraucher bei. Wenn über 60 Millionen Amerikaner in ihrem Brief THE LETTER FROM AMERICA über den Atlantik rufen, GVO und Glyphosat habe in ihrem weiten Land im großen Stile natürliches Leben zerstört, sollten alle Alarmglocken läuten, dass die biologischen Ingenieure von Monsanto, Bayer CropScience & Co. die Natur eben nicht verstanden haben. Denn zur Natur gehört mehr als der blanke genetische Code, der bei Zwiebeln und Fischen in großen Bereichen derselbe ist.

Rund um den Expertenstreit um die Studien von Séralini et al. muss daher eine andere Frage in den Mittelpunkt jeglicher Risikoabschätzung rücken: Welche ökologischen Risiken verantworten Glyphosat und GVO-Pflanzen und wie viele Tier- und Pflanzenarten werden aussterben?

Die echten Risiken von Risikotechnologien wie der Gentechnik zu benennen, bedarf nicht zuletzt der Hilfe kulturkritischer Sprachwissenschaftler, die dem Begriffe-Paar [Bio = natürliches Leben] eine verständliche, ehrliche und gewollte Prägung verleihen. In dieser Hinsicht entspricht der Wunsch der Deutschen nach Authentizität der aktuellen politischen Entwicklung zu mehr Transparenz auf allen möglichen gesellschaftlichen Ebenen.

Bedeutet der Begriff Bio den Verbrauchern sinnbildlich weniger menschliche Kontrolle über die Natur, steht BIO in der Lesart von Monsanto für mehr menschliche Kontrolle der Natur: Der amerikanische Kontrollwahn über die Menschen (siehe NSA) und die Natur (Gentechnik) trifft auf den romantischen Wunsch Europas nach mehr Natürlichkeit ohne menschliche Kontrolle. Es ist längst ein Kulturkampf geworden.

Ob sich die Natur (durch Gentechnik und Glyphosat) kontrollieren lässt, stellt also keine ausschließlich naturwissenschaftliche und medizinische Frage dar. Will Europa im Stile des American Big Business leben – mit einem signifikanten Einfluss auf Arbeitspraktiken, auf die lokale und globale Wirtschaft, auf die Essenskultur und den Konsum? Um diese Fragen zu beantworten, wünscht man sich auch eine breitere Kulturkritik über die inflationären Anbiederungen der universitären Wissenschaft an die unternehmerischen Geldmittel.

Laborproben für Glyphosat sind teuer. Eine einzige Analyse-Apparatur namens Hochleistungs-Flüssigkeits-Chromatograph mit Massen-Spektrometrie-Kopplung (HPLC-MS) kostet 430.000 Euro. Bildrechte: PublicDomainPictures auf Pixabay 217043_1280

Legende des Wörterbuch Glyphosat von ANA LOGO

  • GVO (genetisch veränderte Organismen) = GMO (genetically modified organisms)
  • PSM = Pflanzenschutzmittel
  • So ist die Übersicht unterteilt:
  • Erste Sektion: Welche Wissenschaftler an welchen Universitäten und Instituten?
  • Zweite Sektion: Welche Angestellte in welcher öffentlichen Institution?
  • Dritte Sektion: Welche Angestellte in Industrie, NGO und Lobbyismus
  • Alle 3 Sektionen primär nach alphabetischem Ort bzw. Amt/Institution. EU hierarchisch bzgl. Aktionsradius. Sekundär chronologisch. Bundes-Amt steht vor Bundes-Anstalt.
  • Der Übersicht halber gibt es eine Wertung: Grün steht der Einfachheit halber tendenziell FÜR eine biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, GEGEN Glyphosat und die Agro-Gentechnik, FÜR eine transparente Gesetzgebung, LIEFERT Studienergebnisse, die eine Gesundheitsgefahr und ökologische Gefahr darstellen. Rot steht mit seinen Aussagen und Aktionen für das Gegenteil.
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