Payback Karte: REWE zwingt Mitarbeiter zum Sammeln von Kundendaten

Mainz, Köln | analogo.de – Die Supermarktkette REWE zwingt ihre Mitarbeiter zum proaktiven Sammeln von Kundendaten über das Datensammelprogramm Payback. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von REWE berichten analogo.de vom Zwang der Unternehmensleitung jeden Kunden zu fragen, ob sie eine Payback-Karte bei sich haben. REWE setzt laut entsetztem Bericht der Mitarbeiter eigenes Kontrollpersonal ein, welches – als Kunden getarnt – die ordnungsgerechte Abfrage des Mitarbeiters überprüft. Zum Zwang wird die Anweisung, indem die Kassiererinnen und Kassierer negative Konsequenzen zu befürchten haben, sollten sie die Abfrage nicht leisten.

Hinter der charmant formulierten Frage der Kassierer*innen steckt ein kategorischer Zwang. Denn wer deutschlandweit bei REWE oder dem Drogeriemarkt dm einkauft, wird systematisch befragt, ob er eine Payback-Karte habe. Diese Abfrage erfolgt nicht zufällig, sondern wird von der Unternehmenszentrale in Köln aus verlangt. Die oft ahnungslosen Kunden erhoffen sich eine nachträgliche Rabattierung ihrer Produkte, indem sie von Payback irgendwann ein unwesentliches (als Bonus deklariertes) Geschenk erhalten.

Wenn die Kassierer*innen der erfolgreichen Supermarktkette die eingekauften Produkte abrechnen und zeitgleich die Payback-Karte einlesen, werden die gekauften Produkte im Hintergrund dem Kunden zugeordnet. Diese personenbezogenen Daten verkauft REWE über einen Kooperationsvertrag an die Payback GmbH, die diese Daten wiederum an Datenhändler wie der Schober Information Group aus dem baden-württembergischen Ditzingen-Hirschlanden weiterverkauft. Die Journalistin Bettina Blass von Wirtschaft-verstehen! zeigt anschaulich, wie man bei diesem schwäbischen Adressenhändler-Unternehmen für wenig Geld re-arrangierte Datensätze kaufen kann, die eben unter anderem auf den REWE-Kundendaten basieren.

Verbraucherschutzverbände kritisieren die Payback-Karte seit langem. Bereits vor 16 Jahren wurde das Payback-System mit dem Negativpreis Big Brother Award „ausgezeichnet“. Das Geschäftsmodell fügt verschiedene Datenpunkte zusammen, mit denen der Kunde zum gläsernen Kunden wird. Die großen Datenpools erhalten ihre Gefährlichkeit durch das Zusammenführen anderer personenbezogener Datenpunkte, die man so nicht erwarten würde. Amerikanische Personalabteilungen kaufen derzeit zum Beispiel massiv „Kundendaten“ von Online-Spiele-Anbietern an, die – in der Zusammenführung mit anderen Datenpunkten des persönlich identifizierbaren Kunden – auf deren Verhaltensmuster in Krisensituationen deutet.

Fazit: REWE-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben keine andere Wahl als dieses Datensammelsystem ihres Arbeitgebers zu protegieren. REWE nimmt seit dem 10. März 2014 am BIG DATA-System von Payback teil. Die Angst der REWE-Mitarbeiter*innen vor Repressalien des Arbeitgebers war merklich zu spüren, als sie analogo.de die geschilderten Umstände schilderten. Während Kunden mit der Teilnahme am Payback-System auf persönliche Vorteile vertrauen, übersehen sie zumeist die oben geschilderten wenig offensichtlichen Nachteile.

Wie der Rechnernetz-Gigant Cisco Systems die Zukunft von BIG DATA einschätzt, liest Du ab 07. Januar 2017 auf analogo.de. Wolfgang Percy Ott als Head of Government Affairs Germany beantwortet derzeit unsere Interviewfragen, die er zum 06. Januar 2017 versprochen hat zu beantworten.

REWE und die Drogeriekette dm befinden sich häufig in einem Gebäude. Beide geben der Firma Payback ihre Payback-Kundendaten weiter. Payback verkauft diese an Datenhändler, die die Daten auf kluge Weise zusammenführen und für andere Zwecke verticken: So ist fast jeder über Algorithmen trackbar. Bildrechte: Hans Braxmeier auf Pixabay 1061646_1920
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